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breiteren Siedlungshintergrund 7 ). Natürlich besitzt dieses Material noch große Lücken, die sich hauptsächlich aus der ungenügenden Kenntnis der Wehrsiedlungen und der offenen Siedlungen ergeben. Trotz dieser Mängel und Schwierigkeiten sollten jedoch die synthetischen Bearbeitungen auf jeder Entwicklungsetappe unserer Forschungen aufgenommen werden. Denn jeder Versuch einer Rekonstruktion z. B. von gesellschaftlichen Verhält nissen und der gesellschaftlichen Organisation, der auf eine aktuelle Quellen basis gestützt ist, erlaubt, die bestehenden Mängel besser hervorzuheben und besitzt großen Wert für die Absteckung der weiteren Forschungsrichtung. Ein weiterer Fragenkomplex, auf den wir die Aufmerksamkeit lenken möch ten, hängt - allgemein gesagt - mit der Problematik der sog. geistigen Kultur zusammen. Die Bearbeitung dieser Probleme erfordert natürlich nicht nur die Beherrschung archäologischer oder historischer Forschungsmethoden, sondern auch die Kenntnis mancher Methoden und der Problematik aus dem Bereich der Religionskunde, der Geschichte und der Theorie der Kunst. Da aber im Verhältnis zu der Periode der Lausitzer Kultur das grundsätzliche Quellenmaterial die archäologischen Quellen bilden werden, dürfen sich die Archäologen der Aufnahme dieser Problematik nicht entziehen. Viele Pro bleme, die sich auf die Forschungen über die geistige Kultur beziehen, wurden in der bisherigen Literatur nicht einmal breiter skizziert. Es genügt, daß wir erwähnen, wie wenig Platz der Kunst der Bevölkerung der Lausitzer Kultur in den Bearbeitungen über die urgeschichtliche Kunst geschenkt wurde. Sie wurde in diesen Bearbeitungen gänzlich durch bedeutend attraktivere Mate rialien aus dem Bereich der Kunst in den Schatten gestellt, z. B. durch Fels zeichnungen aus Skandinavien und Oberitalien oder die Kunst der ägäischen Kulturen. Indessen besitzt die Gebrauchskunst, die sich u. a. in der Orna mentik und in der figuralen Plastik oder in der Malerei auf Gefäßen äußert, nicht nur künstlerischen Wert, sondern sie schafft auch sehr verschiedenartige Möglichkeiten für die Forschung, insbesondere im Bereich der Glaubens erscheinungen. Manchmal dient diese Kunst als Quelle für unsere Kenntnisse über die materielle Kultur und liefert reiches Material für eine Analyse der kulturellen Kontakte. Als eine der dringenden Forschungsaufgaben erscheint die größere Berücksichtigung der Ornamentik, der Versuch, verschieden- ’) T. Malinowski, Grodziska kultury luzyckiej w Wielkopolsce (Burgen der Lausitzer Kultur in Großpolen), in: Fontes Archeologici Posnanienses 5, 1955, S. 1-48; W. Coblenz, Bemer kungen zur Funktion der Lausitzer Burgen in Sachsen, in: Munera Archeologica Iosepho Kosrzewski, Poznan 1963, S. 192-200; Z. Rajewski, Über befestigte Siedlungen der Lausitzer Kultur aus der Hallstatt-Periode im Gebiet Polens, in: Arbeits- und Forschungs- berichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege 11/12, 1963, S. 483-510; W. Coblenz, Bur gen der Lausitzer Kultur in Sachsen, in: Studien aus Alteuropa, Teil I, Köln 1964, S. 189 bis 204; A. Galuszka, Die Frage von Genese und Funktion der Burgwälle der Lausitzer Kultur in Niederschlesien, in: Arbeits- und Forschungsberichte zur sächsischen Boden denkmalpflege 11/12, 1963, S. 511-517. 94