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VORWORT Das umfangreiche urkundliche Material für die kursächsische Kipperzeit der Jahre 1620 bis 1623, welches hauptsächlich von Rahnenführer in mühsamer Kleinarbeit und mit viel Liebe zur Sache zusammengetragen worden ist, bedarf nur einiger weniger und nicht ins Gewicht fallender Ergän zungen. Dagegen wird der umfangreiche Nachtrag an Kippergeprägen oder an sächsischer Usual- münze, wie sie damals amtlich benannt wurde, Überraschung auslösen. Sicherlich ist er in dem vor liegenden Umfang wohl kaum erwartet worden. Schuld daran tragen einerseits die besonderen Zeitumstände nach dem zweiten Weltkrieg, andererseits die Tatsache, daß zur Kipperzeit nicht nur in den neun Landmünzen Chemnitz, Gommern, Großenhain, Langensalza, Leipzig, Neustadt a. d. Orla, Pirna, Weida und Zwickau, fernerhin in den beiden Münzen zu Dresden sowie in Anna berg und Merseburg, sondern auch in den vielen kleinen Pachtmünzen, welche bis etwa Ende September 1621 bestanden haben, viel mehr Geld geschlagen worden ist als bisher allgemein ange nommen. Hinzu kommt ein teilweise erheblicher Stempelverbrauch, da größtenteils zum Prägen der Hammer und dieser wiederum in vielen Fällen von berufsfremden Münzangestellten benutzt worden ist. Aus gleichem Grunde wäre es verfehlt, aus der nunmehr insgesamt vorliegenden reichen Übersicht an Kippergeprägen folgern zu wollen, daß mit weiterem Auftauchen bisher nicht bekann ter Kippermünzen nicht mehr zu rechnen sei. Der Nachtrag umfaßt hauptsächlich die Kipper gepräge, die in den beiden ersten Jahrzehnten unseres Jahrhunderts namentlich durch die beiden alten Leipziger Münzfirmen Zschiesche & Köder sowie Friedrich Redder sen. in reichem Maße auf den Markt gelangten. Die Einordnung der Nachträge in die alte Arbeit von Rahnenführer ist unter dem Gesichtspunkt erfolgt, das Gesamtgefüge nicht zu stören. Allerdings mußte auf seine zusätzliche Einteilung der einzelnen Typen nach „Sorten“ verzichtet werden; sie wirkt übrigens teilweise bei der Bezug nahme auf vorhergehende Beschreibungen störend. Dagegen wurde der beschreibende Text nach Möglichkeit beibehalten, obgleich man in mancherlei Hinsicht, so in bezug auf die Benennung der fünf- oder sechsblättrigen Rosen mit abgerundeten Blättern (Typ A) als Rosetten, anderer Auf fassung sein kann. Als unerläßlich wurde es aus praktischer Erfahrung angesehen, den größeren Münzstätten von Fall zu Fall eine kurze Übersicht bestimmter Münzgruppen an Hand ihrer mar kantesten Unterscheidungsmerkmale, versehen mit den entsprechenden Münznummern, voranzu stellen. Ihr Zweck soll lediglich der sein, den Benutzern dieser beiden Münzbücher ein bedeutend leichteres und auch sicheres Auffinden der gesuchten Kippermünzen zu ermöglichen. Bei der Bearbeitung des Stoffes hat sich herausgestellt, daß die Vorderseiten vieler Münzen mit den verschiedensten Rückseiten gepaart sind. Offenbar ist diese Erscheinung auf die Denkungsart des Barockmenschen zurückzuführen. Danach wurde es als unstatthaft oder respektlos gegenüber der Obrigkeit angesehen, einen Vorderseitenstempel mit dem Namen des Landesherrn beim Prägevorgang als Oberstempel, welcher dem Schlag des Hammers ausgesetzt war und dadurch einer verhältnismäßig schnelleren Abnutzung unterlag, zu benutzen. Die öftere Verwendung eines und desselben Vorderseitenstempels läßt fernerhin wichtige Rückschlüsse auf die chronologische Folge der laufenden Emissionen mit ihren jeweiligen charakteristischen Merkmalen zu. Um die Voraussetzung einer späteren speziellen Untersuchung der damit zusammenhängenden Fragen, wie beispielsweise die Verwendung gleichzeitiger verschiedener Rückseitenstempel oder der Auf brauch alter und noch benutzbarer Stempel am Ende der Kipperzeit, zu schaffen und besonders eine Neuordnung der Gepräge im Sinne ihrer zeitlichen Folge, die jetzt nur angedeutet ist, zu er möglichen, ist im vorliegenden Nachtrag in allen solchen Fällen die Bemerkung „stempelgleich“ (stplgl.) beigefügt worden. Es sei jedoch nachdrücklich hervorgehoben, daß unter dem Begriff