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gesamte Material nicht nur von 516, sondern auch von 863 und teilweise von 180 mit Siedlungsfunden aus Thüringen und dem angrenzenden Hessen zu vergleichen (z. B. Niederhone, Sonneborn, Wangenheim und Haßleben, die der frühen Kaiserzeit angehören) 30 ). Dem widerspricht auch nicht das Gefäßunterteil mit kleinem Standring (Abb. 9: 38). Rädchenverzierte Scherben sind in Rötha recht selten vertreten. Abgesehen von dem schönen Grabgefäß aus der Kiesgrube von Friesen 31 ) ist diese Art nur in winzigen Bruchstücken aus 240, 848, 863, 915 und 918 geborgen worden (Abb. 10: 24, 26—28, 33). Auch diese Siedlungsscherben sind außer der aus 848 durchwegs gut geschmaucht, geglättet und poliert. Das Rädchen ist bei allen Stücken mit gut sichtbarer Spur abgerollt worden. Von der Scherbe aus 848 ist hervorzuheben, daß sie keine Schmauchung zeigt, sondern im hellbraunen Naturton belassen worden ist. Das Stück aus 918 ist insofern bemerkenswert, als es zusammen mit einem Schalen randstück aus einem Backofen stammt. Wenn es so fast durch einen Zufall gelang, die Zeitstellung dieser Öfen zu ermitteln, so geben die rädchenverzierten Scherben selbst einen guten Hinweis für die Datierung des übrigen Materiales einer Grube oder eines Hauses. Zum Teil treten sie ja mit Schalenfragmenten zusammen auf, deren Formen ebenfalls in die frühe Kaiserzeit zu stellen sind. Rätzel kommt bei Besprechung der Gräber zu dem Schluß, daß sie dem zweiten Drittel des 1. Jahr hunderts n. Z. angehören. Dem widersprechen die Siedlungsfunde nicht. Der gleichen Zeitstufe gehören auch noch der größere Teil des Materiales aus 180 (Abb. 11: 1—34, 37—40, 46, 51, 54, 55) und außerdem vollzählig die zwischen Eisenschmelz- und Ziegelbrocken gefundenen Scherben aus 689 (Abb. 10: 10—18) an. Die hohen Schalen letzterer muß man eher nach latenezeitlichen Vorbildern aus richten, als nach solchen der späten Kaiserzeit 32 ). Entscheidend sind vor allem die Ränder, die in der späteren Zeit niemals so keulenartig verdickt ausgebildet sind 33 ). Die Warzen des eingliedrigen, schalenförmigen Gefäßes (Abb. 10: 16) sind einmalig. Die Beifunde des kleinen Bechers aus 764 (Abb. 9: 25) wiederholen nochmals die keulen- und wulstartigen Ränder, die wir besonders im Material von 516 hervor hoben. Man darf wohl auch hier eine Grube mit einheitlichen Funden vermuten, mag auch die Becherform selbst noch stark in die vorangegangene Zeitstufe weisen. Bruchstücke von Schalen mit Fingertupfenrand begegnen uns nur unter den eben geschilderten Altsachen (Abb. 9: 3; 11: 46). Auch sie setzen eine Mode fort, die in der Latenezeit weit verbreitet war. Unter den anschließend zu schildernden jüngeren Funden tauchen sie nicht mehr auf 34 ). Zwei Sigillatascherben,die ersten aus dem Lande Sachsen 35 ), sind mitbestimmend für die jüngeren Fundkomplexe (Abb. 13: 2 und Abb. 14; Abb. 10: 4). Sie gehören beide der weitverbreiteten Form Dragendorf 37 an, die lange Zeit als Vorbild für gleichartige germanische Töpferware gegolten hat. Ist das eine Stück nicht näher bestimmbar und allgemein dem 2.—3. Jahrhundert zuzuordnen, so erlaubt doch die andere Scherbe eine genauere Deutung. Nach Dr. Ricken, Hanau 36 ), läßt sich das 30) R. v. Uslar a. a. O. Taf. 45—47 teilweise. 31) Sachsens Vorzeit (1940) 16, Abb. 1, 1. Interessant ist die enge Nachbarschaft von Friedhof und Siedlung. Vgl. den Lageplan auf Abb. 1! 32) R. v. Uslar a. a. O. 75 ff. 33) K. Tackenberg, Die Kultur der frühen Eisenzeit in Mittel- und Westhannover (1934) 63. 34) K. Tackenberg a. a. O. 51 ff. Für Mitteldeutschland sind die Ausführungen Schulz’ zu beachten, Jahresschrift für die Vorgeschichte der sächs.-thür. Länder 16 (1928) lOff. 35) Nach mündlicher Mitteilung von Dr. G. Bierbaum. 36) Es sei ihm auch an dieser Stelle herzlichst für sein Gutachten gedankt.