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eindrücken betont. Auch diese beiden Stücke sind in den jüngsten Abschnitt der Jastorf-Zivilisation zu stellen, dürften mithin am Ende des 4. Jahrhunderts v. Z. benutzt worden sein. Es ist natürlich nicht ausgeschlossen, daß diese Formen in Rötha noch über diese Zeit hinaus von den suebischen Siedlern benutzt worden sind, zumal aus Haus 146 und der Abfallgrube 109 verwandtes Material vorliegt. Die reichhaltige Tonware des Hauses 146 bewahrt noch durchaus den latne- zeitlichen Charakter. Die meist aus recht grobem Material hergestellten Gefäßreste unterscheiden sich in ihrer lederbraunen Farbe, in ihrer Schlickung und in ihrem Brand kaum von dem Vorratstopf aus Grube 79. Betrachtet man die Profile der Randstücke (Abb. 9: 2, 4, 7, ja selbst auch noch 8) und der Böden (Abb. 9: 17, 19 und 20), so bestehen eigentlich kaum irgendwelche Abweichungen. Die Griffknubben unterhalb des Randes sind die einzige Neuerung, die aber ebenfalls unter den latene- zeitlichen Funden zu belegen ist 24 25 ). Auch der reliefartige Ring am Bauchumbruch von 146 (Abb. 9: 13) gehört hierher. Weite Schalen mit kurzem, einwärts gewandtem Oberteil und schräg nach innen abgestrichenem Rand, sowie Schlickrauhung des Unterteils (Abb. 9: 1 und 6) finden sich in dieser scharfen Ausprägung unter den Funden aus Rötha nur noch bei den hier nicht abgebildeten Stücken der Grube 109. Sie sind aber im übrigen ebenfalls mit der oben erwähnten Schale aus 77 zu vergleichen 28 ). Neuartig wirken die kräftigen Ränder mit breiter Mündungskrempe, wie sie in 146 (Abb. 9: 16), in 240 (Abb. 10: 22) und in 764 auftreten 26 ). In ihrer Wir kung sind ihnen auch die Randstücke (Abb. 9: 12 und 24) aus 146 und 515 ver wandt. Zeitliche Hinweise geben das Situlabruchstück (Abb. 9: 18), die beiden Gefäßböden, der eine vermutlich von einem schmalen Fuß abgeplatzt 27 ), der andere mit einem eingeritzten Kreuz und vier kleinen Dellen verziert (Abb. 9: 21 und 22) und der kleine Falzdeckel mit beschädigter Grifföse (Abb. 9: 23)28), die allesamt schon in das 1. Jahrhundert n. Z. zu stellen sind. Als Wandungsscherben von dem zweihenkligen Topf der Grube 516 (Abb. 9: 26) zum Vorschein kamen, hätte man an stark gebrannte Ware des frühen Mittelalters glauben können. Rand und Henkelbildung, sowie die Tonbehandlung selbst, sind jedoch dem Mittelalter ebenso fremd, wie die meist keulenartig verdickten Ränder der großen Schalen (Abb. 9: 24, 28, 31—37), die gleichfalls mit dem jüngst von Sprockhoff vorgelegten Material große Übereinstimmung zeigen 29 ). Die Profile be schränken sich nicht nur auf 516, sondern kehren unter den Funden aus 180 (Abb. 11: 9, 25, 22, 40) und 863 (Abb. 10: 32, 34) wieder. Die meisten der genannten Stücke zeichnen sich übrigens durch einen recht gut gebrannten Ton aus. In zwei Fällen muß die Brenntemperatur derart stark gewesen sein, daß die außen dunkel er scheinenden Scherben einen völlig hellen Bruch aufweisen. Formenmäßig ist das 24) Mirtschin a. a. O. 65, Abb. 83 w; 102, Abb. 129 g und Jacob a. a. O. Taf.5: 32; 15: 91; 19: 119. 25) Vgl. hierzu v. Uslar a. a. O. 75ff. 26) Vgl. die Ausführungen E. Sprockhoffs über die Siedlungsfunde von Lehmke, Kr. Uelzen, Germania 24 (1940) 245, Abb. 2: 2. 27) Diesen Hinweis verdanke ich H. Dengler und Dr. Bierbaum, Dresden. 28) Ein mittellatönezeitlicher Deckel stammt aus Gaunitz (Mirtschin a. a. O. 18, Abb. 7 c). Vgl. ferner v. Uslar a. a. (). 24 und 85, Taf.5: 2a und 11: 14; 19: 48 (Zeit: 1.—2. Jahrhundert; besonders das Stück vom Kastell Zugmantel bei Wiesbaden scheint recht entsprechend). Auf ein zwar bedeutend größeres Stück aus Tuklaty in Böhmen, das dem frühen 3. Jahrhundert angehört, machte mich Dr. Bierbaum aufmerksam nach Pi, Urnengräber Böhmens (1907) Taf. 61, 7. 29) Germania 24 (1940) 245f„ Abb. 2: 3, 7, 9—11 und Abb. 3: 14, 19. Für die am Rand ansetzenden Henkel Abb. 3: 5, 9, 21.