Vor- und frühgeschichtliche Siedlungen in Rötha -Geschwitz (Bericht über die Ausgrabungen des Jahres 1940/41) TEIL1: DIE GERMANISCHEN DORFRESTE Von W. Jorns, Leipzig Mit, 16 Abbildungen Die Bodenaltertümer im Raume der Stadt Rötha häufen sich besonders in den Kiesgruben des Ortsteils Geschwitz. Schon seit mehr als 50 Jahren sind von hier Funde in die Museen von Rötha, Leipzig und Dresden, aber auch in zahlreiche Privatsammlungen gelangt 1 ). Die von Rötha-Böhlen in nördlicher Richtung auf Leipzig zustrebenden mittel eiszeitlichen Schotterterrassen, die die durchschnittlich über einen Kilometer breite Pleißenaue begleiten, boten zu allen Zeiten dem Menschen günstige, vor allem hochwasserfreie Wohnmöglichkeit. Es zeigt sich daher immer mehr, daß man von der Altsteinzeit angefangen bis in das Mittelalter Wohnplätze und Dörfer dort in ganz hervorragendem Maße vermuten oder feststellen kann 2 ). Seit der Ausweitung von Leipzigs Bautätigkeit in der 2. Hälfte des 19. Jahr hunderts und seitdem im Böhlen-Röthaer Raum große Industriewerke empor wachsen, sind dauernd neue Kies- und Sandgruben aufgeschlossen worden, die fast stets neue Altertümer zutage gefördert haben. Die fundreichen Kiesgruben im Norden von Rötha betreut unermüdlich Oberlehrer i. R. 0. Engelmann, Rötha. Ihm werden unter anderem die schönen Grabfunde verdankt, die W. Rätzel jüngst beschrieben hat 3 ). Herr Engelmann und der ASW.-Schachtmeister Fritz Chlebinski haben sich auch der Altsachen angenommen, die im Herbst 1939 durch die Bagger der ASW. restloser Vernichtung anheimzufallen drohten. Die Aktiengesellschaft Sächsische Werke (ASW.) eröffnete im Sommer 1939 zur Kiesgewinnung auf den Rötha- Geschwitzer Flurstücken Nr. 136—140 eine neue Grube. Rund 200 m westlich der Geschwitz - Gröberner Straße, und zwar entlang der Flurstücksgrenze gegen die Kiesgrube v. Friesen, berührten die Bagger erstmalig Funde. Es handelte sich größtenteils um jungbronzezeitliche Abfallgruben, die nach Entfernung von Humus und Lößlehm, einer 0,7—0,9 m mächtigen Schicht, sich als große schwarze Punkte von dem gelbbraunen Schotter abhoben. Bei dem Umfange der Arbeiten blieb es 1) Es dürfte eine lohnende Aufgabe sein, die Schätze dieser Privatsammlungen durchzusehen. 2 ) Z. B. am Ostrande der Aue die Fundstellen von Leipzig-Connewitz (Germanenzeit), von Markkleeberg (Altsteinzeit), vom Hopfenberg bei Cröbern (Jungsteinzeit—Eisenzeit), Zehmen (Germanenzeit) usw. 3) Sachsens Vorzeit (1940) 15 ff.