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Zu A): Zur Altersfrage der Form auf Grund des schlanken Messers hat W. Grün berg in seinem Beitrag 16 ) bereits Stellung genommen. Die Form gehört in die Hallstattstufe A bzw. in die Periode 4 von Montelius, also etwa in die Jahre 1200 bis 1000 v. Z. Da die Griffpartie des Messers fehlt, sind leider keine genaueren Ver gleiche möglich. Aber auch die Form der Klinge allein scheint in der hier vor liegenden Krümmung nicht besonders häufig zu sein. Jedenfalls ergab das daraufhin durchgesehene Schrifttum nur ein Vergleichsstück mit Griffangel von Unteruhldingen am Bodensee 17 ). Vom Gießerfunde vom Jahre 1853 aus dem benachbarten Weißig, Kr. Großenhain, paßt jedenfalls nicht ein Messerbruchstück zu dieser Form. Wenn übrigens Preusker in dem Messer, wie angegeben, eine Sichel vermutet hat, so steht er damit nicht allein. Auch John Evans hat das noch 1867 ausgesprochen 18 ). W. Grünberg hat im gleichen Beitrag auch die Schmuckscheibe bereits in einen größeren Rahmen gestellt, so daß sich ein weiteres Eingehen darauf für mich erübrigt. Über die Lanzenspitze ist nur zu sagen, daß es sich um ein ziemlich kleines Stück handelt. Die an sich ähnliche Lanzenspitze aus dem Hortfund von Lausa, Kr. Dresden, ist größer als die, welche die Form hergeben würde. Das Grab 57 von Bieberach, Kr. Großenhain, enthielt aber eine noch kleinere Lanzenspitze. Von den Lanzenspitzen des Gießerfundes von Weißig und den Bruchstücken solcher läßt sich ebenfalls nichts mit der vorliegenden Form in Verbindung bringen. Zu B.: Abgesehen von dem Ring ist die Form durchaus rätselhaft. Das Gebilde neben dem Ring läßt sich am ehesten noch als Pfriem deuten, wennschon ein solcher in dieser Gestalt mit einem vorderen (nach der Spitze zu) schwachen und zwei weiter hinten liegenden starken Wülsten ziemlich unverständlich ist und sich nicht durch ein Vergleichsstück belegen läßt. Vielleicht ist es aber auch ein Anhänger von bisher unbekannter Form, doch möchte ich dabei nicht an solche Anhänger denken, wie sie J. Filip 19 ) aus Mähren abbildete, worauf mich cand. präh. W. Mähling in Prag freundlicherweise aufmerksam machte. Die Gußform erinnert jedenfalls an eine ähnliche aus der Siedlung von Radim nordwestlich von Kolin 20 ) mit Funden aus der Periode 5 von Montelius. Bei ihr liegt, nur in etwas größerem Abstande vom Ein guß, auch das Negativ für einen starken Querwulst an einem Stabe vor. Leider ist aber auch diese Form bald danach abgebrochen, so daß sich das zu gießende Gebilde ebenfalls nicht ausmachen läßt. Ebenso unklar ist das Negativ der Unterseite. Ein Ausguß davon ergibt einen Körper, der beinahe wie die Hälfte eines Modells des Planeten Saturn mit seinem Ring, jedoch beide miteinander verschmolzen, aussieht. Wenn oben von der Ähn lichkeit mit einer modernen, gefalzten Falkenschelle gesprochen wurde, so sei darauf hingewiesen, daß das Gebilde auch G. Klemm in einem weiteren Briefe über diese Gußform an Preusker vom 16. 11. 1855 „ein mißlungener Versuch zu einer Nadel 16) W. Grünberg, Die bronzezeitlichen Schmuckscheiben Sachsens. Sachsens Vor zeit (1941) 22; vgl. dazu auch E. Petersen, Die geschweiften Bronzemesser in Schlesien. Altschlesien 3 (1931) 222f. I7 ) F. Keller, Pfahlbauten. 6. Bericht (Zürich 1866) 284; Taf. IX, 27. 18) J. Evans, A hoard of Bronze Objects discovered in Saxony. Proceedings of the Society of Antiquaries of London, Second Series Vol. III (London, o. J.; 1867) 328ff., bes. 329 und 334. — Zum Unterschied von Sichel und Messer auch hinsichtlich der Gußformen vgl. II. Schmidt (Anin. 15) 424. 1 ”) J. Filip, Luick kultura v echch a na Morav (Die Lausitzer Kultur in Böhmen und Mähren. I. Teil). Sonderabdruck aus Pamätky Archaeologicke 41, 1936/38 (1939) 13, Abb. 12: 6, 17. 20) J. Pi, Staroiitnosti zemß esk I (1899) Sp. 214, Taf. 82, 1. — Zum Ring vgl. auch K. v. Miske, Die prähistorische Ansiedelung von Velem St. Vid I (Wien 1908) Taf. XXIII, 8. 8’ 35