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seiner und der vorhergehenden Zeit gekannt hat * * * * 9 ). Denn das Fundjahr 1853 versetzt uns immerhin in die ersten Jahre der Aufdeckung des berühmten Gräberfeldes am Rudolfsturm in Hallstatt (Oberdonau), dem Wilhelm Raabe in seinen „Keltischen Knochen“ eine so köstliche Erzählung gewidmet hat 10 ), ebenso auch in den Reginn der Erkenntnis und der wissenschaftlichen Erforschung der Schweizer Pfahlbauten, die F. Th. Vischer zu seiner bekannten „Pfahldorfgeschichte“ angeregt haben 11 ). Die Pfahlbauten haben aber, wenn ich recht sehe, erst 1855 die erste Gußform ge liefert 12 ). Kennt doch die berühmte „Ausstellung prähistorischer und anthro pologischer Funde Deutschlands“ vom Jahre 1880 nur 18 Gußformen 13 ), unter welchen sich drei Stück aus Sachsen befinden, und zwar die Formen A und G von Nieder-Zschauitz und die Sichelgußform von der Heidenschanze in Dresden-Coschütz. Heute liegen, wenn auch meist nur in Bruchstücken, mehr als 20 feste Gußformen aus Sachsen vor. BESCHREIBUNG: A) Bruchstück einer doppelseitigen Gußform (Mittelplatte einer dreiteiligen Form) aus Gneis oder Fleckschiefer für eine Lanzenspitze und eine Schmuckscheibe mit aus gezogener Spitze auf der einen Seite und für ein schlankes Messer mit konkaver Schneide und konvexem Rücken auf der anderen Seite (S.: 32/33; Abb. 1—4). Flache, auf beiden Seiten sorgfältig geglättete, trapezförmige Platte mit leicht keil förmigem Querschnitt. Farbe gelbgrau mit dichter, grauschwarzer Sprenkelung (deshalb die Vermutung auf Fleckschiefer). Die Lanzenspitze zeigt die übliche Form mit Lanzettblatt und langer, weiter Tülle, die auf dem Blatt als Mittelrippe bis zur Spitze durchläuft. Quer zur Tülle geht ein Kanal zur Aufnahme eines Stiftes, der beim Guß die Nietlöcher freihält und zum Festhalten des Tüllenkerns dient. Der Tüllenkern ruht außerdem noch in einer Rast parallel zum Stift, welche links von der Tüllenmündung oberhalb und unterhalb vom Einguß zu erkennen ist. Unter der Tülle befinden sich drei Löcher zum Einsetzen von Stiften für die Gegenplatte, das oberste seicht, die beiden unteren tief. Von diesen wird das linke vom Ende des Stift kanals für die Nietlöcher gerade noch getroffen. Der Eingußtrichter an der Tüllenmündung ist anscheinend etwas nach unten verlagert. Die Schmuckscheibe ist flach. Ihre ausgezogene Spitze ist gerade noch erhalten. Der größere Teil mit dem Einguß ist weggebrochen. Von dem schlanken Messer fehlt das Griffende. Die Spitze ist durch Brüche ebenfalls beschädigt, ebenso der Einguß, der an der Spitze liegt, wie das bei Messern auch sonst beobachtet werden kann 14 ). Oberhalb und unterhalb der Klinge befindet sich in der Nähe ’) G. Bierbaum, Sachsens Vorzeit (1937) 8f. 10 ) W. Raabe, Keltische Knochen. Wilhelm Raabe-Bücherei 1. Reihe: kleinere Er ¬ zählungen Bd. 2, 4. Aufl. (Berlin-Grunewald, Verlag Hermann Klemm A.-G., o. J.) 169—239. ll ) F. Th. Vischer, Der Besuch, eine Pfahldorfgeschichte von A. E. in: „Auch Einer, eine Reisebekanntschaft“. 36. Gesamtaufl. (Stuttgart und Leipzig, Deutsche Verlags ¬ anstalt 1906) 85—262; vgl. dazu auch O. Paret, Vorgeschichtliche Pfahlbauten? Schwa ¬ ben, Monatshefte f. Volkstum und Kultur (1942) 23. 12) F. Keller, Pfahlbauten. 3. Bericht (Zürich 1860) 109ff. mit Tafel VII, 42—44, und zwar im Pfahlbau Morges am Genfer See die bronzene Gußform für ein Lappenbeil. 13) A. Voß, Katalog der Ausstellung .... (Berlin 1880) 69, 83 Ulf-, 206, 289, 311, 497, 534 (die sächsischen Stücke), 581, 585. 14) Z.B. E. Sprockhoff, Jungbronzezeitliche Hortfunde Norddeutschlands (PeriodeIV). Kataloge des Röm.-German. Zentralmuseums zu Mainz Nr. 12 (1937) Taf. 27, Abb. 7, 9, 10 (Waldsieversdorf, Kreis Lebus); ferner F. Keller, Pfahlbauten. 7. Bericht (Zürich 1876) Taf. XVII, 1 (Möringen, Bieler See). — Diese Tafel zeigt in Abb. 3 vom gleichen Fundplatz übrigens auch eine Gußform für eine Lanzenspitze, welche ebenfalls den quer zur Tülle laufenden Kanal zur Aufnahme eines Stiftes besitzt, der beim Guß die Nietlöcher freihält. Weitere Beispiele dafür aus der Ukraine bringt A. M. Tallgren, La Pontide prescythique apres l'introduction des mätaux. Eurasia Septentrionalis Antiqua II (Helsinki 1926) 197 Fig. 108, 10 und 11.