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Die Scheibe (S.: 261/41), auf die es in diesem Zusammenhang ankommt, ist eben und hat einen Durchmesser von 4,5 cm. Sie besitzt auf der Oberseite einen gut ausgebildeten Stachel und auf der Rückseite eine kräftige Öse. Der Rand ist leicht profiliert und zwar doppelt geknickt. Ohne an dieser Stelle den Beweis führen zu können 24 ), ist die Tonware ohne jeden Zweifel dem ersten Teil der Stufe 4 nach Montelius zuzuteilen, wodurch zugleich die Scheibe eine feste Zeitstellung erhält, die bei der nicht zu verleugnenden Ähnlichkeit mit derjenigen von Lausa den dort vermuteten Zeitansatz bestätigt. 9. Niederzschauitz, Kr. Großenhain. Unter drei Gußformschalen von dort 25 ) befindet sich ein größeres Bruchstück, das auf der einen Seite die Form für ein Messer, auf der anderen die für eine Lanzenspitze und eine Scheibe trägt. Die Scheibe würde bei Ausguß und Ergänzung des weggebrochenen Teiles 7,4 cm Durch messer und einen kräftigen Dorn besitzen, würde also der Scheibe von Lausa ent sprechen. Deshalb kann angenommen werden, daß auch sie eine Öse und Rand knickung erhalten hätte. Ihre Zeitstellung läßt sich weniger durch die Lanzenspitze, die der aus dem Hortfund von Lausa-Weixdorf 26 ) gleicht, ermitteln, als mit Hilfe des Messers, das durch seine schlanke Form und seine aufgebogene Spitze einen guten Vertreter der Stufe Hallstatt A bildet. Damit erhält die ganze Gußform und mit ihr die Scheibe eine Zeitstellung, die nicht weit von der Stufe Hallstatt A und wohl auch zugleich der Stufe 4 nach Montelius abweichen kann. Sie widerspricht also zum mindesten nicht der der übrigen Scheiben dieser Gruppe. Die Scheiben von Lausa und Friedersdorf stellen ohne Zweifel eine gleiche Formgruppe dar, der die Gußform von Niederzschauitz offenbar am nächsten kommt. Ihre besonderen Merkmale sind der nicht sehr spitze, aber kräftige Dorn und die plastische Verzierung durch Knicken der Scheibenränder. Solche Scheiben hat E. Sprockhoff 27 ) als eine jungbronzezeitliche Form Norddeutschlands heraus gestellt und ist ihrem Entstehen nachgegangen. Sie sollen sich danach aus den älterbronzezeitlichen Scheiben mit reicher Verzierung und hohem Dorn über mittel bronzezeitliche Scheiben ohne Dorn an der Grenze zwischen Nordwestdeutschland und dem ostelbischen Gebiet entwickelt haben, denen „die Verzierung schon nicht mehr recht zusagt“. Bei dieser Bildung sollen große, flache Ösenknöpfe „aus Thüringen und Franken jenseits des Thüringer Waldes offenbar stark mitgewirkt“ haben. Diese Annahme mag an Hand der vorgelegten sächsischen Funde nach geprüft werden. Zunächst erscheint es sonderbar, daß sich aus Scheiben mit aus geprägtem Dorn erst solche ohne einen solchen, dann aber in der jüngeren Bronzezeit sogar unter dem Einfluß flacher Scheiben wiederum solche mit Dorn gebildet haben sollen. Zwar sind ähnliche rückläufige Entwicklungen in der Vorgeschichte aller Zeiten nicht zu selten, aber trotzdem mahnt dieser Umstand, erhöhte Umschau nach anderen Möglichkeiten der Herleitung zu halten. Eine solche liegt nun wenigstens für die Scheibe von Dresden-Tolkewitz tatsächlich vor. Zeigten schon die beigezogenen Vergleichsfunde ein gehäuftes Vorkommen in den Sudetenländern, so weist auch die Suche nach Vorformen für Scheiben mit Dorn und diesen um gebende Kreisriefen nach Süden und nicht nach Norden. Es gibt nämlich in der süddeutschen Hügelgräberbronzezeit sowohl Anhänger mit eingerollter Öse als auch Gürtelplatten ohne Öse mit Dorn und Riefen, und zwar bereits von der älteren Bronzezeit an. G. Kraft 28 ) konnte zeigen, daß diese Anhänger den Ausgangspunkt 24) Der Beweis wird in der in der Fußnote 23 genannten Arbeit geführt. 25) G. Bierbaum, Gußformen aus Sachsen. SachsensVorzeit (1941) 28 f., Abb. 1 A u. 2A. 26) W. Radig, Mannus 24 (1932) 90, Abb. 3. 27) E. Sprockhoff, Jungbronzezeitliche Hortfunde Norddeutschlands (1937) 52, Taf. 21, 2. 28) G. Kraft, Die Kultur der Bronzezeit in Süddeutschland (1926) 35, Taf. XVII, 3. 22