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Die Schmuckscheibe von Rackel, Kr. Bautzen Von A. Pietzsch, Dresden Mit 5 Abbildungen und 5 Schnitten Im folgenden möchte ich die Beobachtungen, die ich bei der Reinigung der schönen Schmuckscheibe von Rackel über deren Herstellung und Verwendung machte, mitteilen: MASZE: Die Scheibe hat ungefähr 6,5 cm Durchmesser, sie ist leicht ge schwungen und schön ausgeformt, im Mittelpunkt abgerundet. In diesem besitzt sie eine Höhe von 12,5 mm. Die Stärke des Materials schwankt zwischen 1,5 und 4 mm mit nach der Mitte zu ansteigender Verdickung, wo infolge der Bearbeitung die größten Unterschiede liegen. Gewicht: 40 g. BESCHREIBUNG: Die Sch au seite ist geschmackvoll verziert (Abb. 1). Der durchschnittlich 2 mm breite Außenrand zeigt schräge, unregelmäßige Ein kerbungen. Darauf folgen, etwa bis zu 9 mm vom Rand entfernt, 5 nicht völlig parallele Riefen von scharf dreieckigem Profil. Sie sind ungleichmäßig tief ein- gepunzt. Staunenswert ist, wie sauber diese Riefen ausgeführt sind; es ist fast nichts vom Ansatz des Punzens zu erkennen, trotzdem die Vertiefungen nachträglich gut ausgestrichen, d. h. mit dem Punzen nachgeschliffen oder nachgefahren worden sind. Anschließend an die Riefen bildet eine Punktreihe, die mit einem kleinen Halbkugelpunzen gearbeitet ist, den Abschluß der Randverzierung. Von hier laufen 7 in der Spitze nicht geschlossene Dreiecke nach der Mitte, deren Ränder innen ebenfalls von Punktreihen gesäumt werden. Die weitere Vervollständigung der Verzierung zeigt eine andere und viel seltenere Arbeitsweise: den Punzen vertritt jetzt der Trennstemmer. In diesem Falle wird dieser wohl ein abgebrochener Punzen gewesen sein, wofür ein gewisses Muster in den Tiefen der Verzierungen spricht. Das Ziel, die Mitte der Scheibe knopfartig herauszuarbeiten, konnte nur mit dem Trennstemmer erreicht werden. Wie schon der Name sagt, wird durch dieses Werk zeug das Material stemmend „getrennt“, d. h. abgedrückt (im Gegensatz zum Punzen, bei dem es nur eingedrückt wird, und zwar so, daß es sich auf der Unter seite fast nie bemerkbar macht). Beim Stemmen nämlich buchtet man das Material nach unten aus (Schnitt e), bei tieferem Stemmen sogar unten durch, wie bei einer Schnittstanze. Auf diese Weise also wurde in das Material sowohl die Begrenzung des etwa 9 mm großen Mittelknopfes wie die Form eines siebenzackigen Sternes, dessen Spitzen fast bis zur umlaufenden Punktreihe in einer 1 mm breiten und ebenso tiefen Rinne ausgezogen sind, eingestemmt, d. h. hineingearbeitet (im Gegensatz zu der von H. Petsch ausgesprochenen Ansicht). Links und rechts von jeder solchen Rinne sind in durchschnittlich 2 mm Abstand eine zweite und dritte Rinne eingetieft, ebenso lang, aber frei endend. So entstanden die oben genannten 7 Dreiecke, die an ihren Spitzen offen sind. Die zwei, zwischen je 3 Rinnen ent standenen Flächen sind mit demselben Punzen, den wir am Außenrand kennen lernten, fischgrätenartig verziert.