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von denen sich 4 dahin geäußert haben, daß es sich um eine Trense, zum mindesten um ein Ausstattungsstück eines Zaumzeuges handelt, 3 halten es für das verbindende Kettenglied einer Mantelschließe oder für ein auf Stoff aufzunähendes Zierstück, während ein Begutachter sich zu keinem dieser Verwendungszwecke bekennen konnte und daher die Frage offen ließ. Hervorgehoben sei in diesem Zusammen hang die Antwort des Zeughauses in Berlin, von dem das Stück als Zügelkette oder als Teil einer Hängekette für einen romanischen Kronleuchter angesprochen wurde. Für eine Deutung des Stückes und den Versuch einer zeitlichen Eingruppierung desselben ist es wichtig, einmal kurz die Ergebnisse der Umfrage zusammenzustellen. Obwohl der Verfasser der Ansicht ist, daß es sich um eine Trense handelt, sei doch zunächst der Gegenseite Gehör geschenkt, die von einer Mantilla-Schließe spricht. Professor Dr. Heerwagen vom Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg, dem das Original vorgelegen hat, schreibt, daß es „ein absolutes Unikum sei, dem irgend welche Vergleichsobjekte bisher vollständig fehlen“. Auch das Waides-Museum in Prag, die umfassendste Sammlung von Kleiderverschlüssen aller Arten und Zeiten, hält das Stück zwar für eine Mantilla-Kette, weiß dem aber Genaueres nicht hinzu zufügen. Die Städtischen Sammlungen und das Museum für Kunst und Industrie in Wien besitzen nichts Vergleichbares, von ersterer Stelle wird es für ein zum Auf nähen bestimmtes Zierstück gehalten. Auch das Staatliche Historische Museum in Dresden kann kein entsprechendes Stück aufweisen, im übrigen wird das Leipziger weder als Mantilla-Schließe, noch als Pferdetrense angesprochen, da es für den ersteren Verwendungszweck zu kunstlos, für den letzteren zu schwach und spielerisch sei. Dem wäre allerdings entgegenzuhalten, daß die Kette, falls sie ein Bestandteil des Zaumzeuges gewesen ist, nur bei der Hebelstangentrense Verwendung gefunden haben kann, bei der sie ein schmückendes Verbindungsglied zwischen den Scheiben am Ende der Gebißstange, den „Bossettes", und dem übrigen Zaumzeug gebildet hat, während die eigentliche Lenkung des Pferdes mit dem an der Hebelstange be festigten Zügel besorgt wurde. Wir erwähnten bereits, daß es sich bei der Trense nur um einen Bestandteil der sogenannten Hebelstangentrense handeln kann, von denen sich drei im Ungarischen Nationalmuseum in Budapest befinden 1 2 ). Es sind Funde aus dem Pester Komitat, und zwar wurde das einfachste Stück zwischen Gödöllo und Kerepes geborgen, die zwei Prunkstücke in Zsmbk2). Zschille und Forrer 3 ) weisen nach, daß die Hebel stangentrense bereits im 1. Jahrhundert n. Z. im Westen üblich gewesen ist, zurück gehend auf Erzeugnisse römischen Kunsthandwerkes. Ringtrense und Hebeltrense lassen sich sogar bis in die vorgeschichtliche Zeit verfolgen. Die Bilderhandschriften des 12. und 13. Jahrhunderts, vor allem der als waffengeschichtliche Quelle außer ordentlich wichtige Teppich von Bayeux 4 ), geben in vielen Beispielen die Hebel stangentrense wieder, die noch in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts die durch aus vorherrschende Art des Zaumzeuges ist. 1) Z. Tth, Über die mittelalterlichen Hebelstangentrensen des Ungarischen National museums. Ztschr. f. Histor. Waffen- und Kostümkunde N. F. 2 (1926) 1 ff.; W. Boeheim, Handbuch der Waffenkunde (1890) 195. 2) Sämtlich veröffentlicht in: Archeologiai rtesit XXXIX (1920—1922) 71 ff. von Z. T6th. Eine Aufnahme des besten Stückes verdanke ich der Direktion des Ungar. Nat.-Museums (Abb. 2). 3) R. Zschille und R. Forrer, Die Pferdetrense in ihrer Formen-Entwicklung (Berlin 1893) 8. 4) A. Marignan, La Tapisserie de Bayeux, tude archeologique et critique (Paris 1902); K. Weinhold, Die deutschen Frauen in dem Mittelalter, 2. Aufl. I (Wien 1882) 184 f.; Betty Kurth, Die deutschen Bildteppiche des Mittelalters 1 (Wien 1926) 19, 35f.; W. Schultz, Altgermanische Kultur (München 1934) 60, Taf. 71.