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beigefügt. Abscheuerung tritt zwar auch ein, wenn Münzen als Hängeschmuck dienen. Das setzt aber Durchlochung oder Fassung des Randes voraus, wie sie bei römischen Münzen zuweilen, doch nicht sehr häufig, vorkommt, gerechnet auf die Gesamtzahl der Funde und nicht auf die gern gelochten Wertstücke aus Gold. Auch ließen sich ja gelochte Schmuckmünzen jederzeit wie andere Schmucksachen aufs neue als Zahlungsmittel und Wertmesser in Verkehr bringen. Und Münzen auf gefädelt am Körper zu tragen, muß nicht in jedem Fall Schmuckbedürfnis, sondern kann ebensogut sichere Aufbewahrung bedeuten, wie sie für Geld und Geldeswert erwünscht ist. Münzfunde belegen neben Versteckfunden reisender Händler besonders gut die Richtung, die der Verkehr im Gelände gewählt hat, also alte Straßenzüge. Das Guttauer Stück bewertet Haupt in dieser Reziehung wohl richtig mit der Bemerkung, daß sein „Fundplatz in der Nähe des großen Verkehrszuges der Römer- und Ger manenzeit von der Neißepforte zur Ostsee liegt, der sich auf der Grenze der Fluß gebiete von Elbe und Oder erstreckte.“ Neu treten nun für eine solche Bewertung die Römermünzen des Vogtlandes in Erscheinung, das ja für die geschichtlichen Zeiten immer als ausgesprochenes Durchgangsland unter den sächsischen Land schaften gegolten hat, das nunmehr aber nach neuen, bronzezeitlichen Funden und jetzt nach Auftauchen unserer Münzen auch für vorgeschichtliche bzw. früh geschichtliche Zeiten so zu beurteilen ist. Man mag hier gern an die Verbindung denken, die das Elstertal nach Böhmen zu in Richtung auf die Talpforte der Eger und Röslau und damit in die Bayerische Ostmark hinein mit der Ziellinie des rhätischen Limes und der Donau gewährte, jene Pforte, die dank des bronzezeitlichen Sichelfundes von Wölsau (bei Marktredwitz) im Röslautale schon für vorgeschichtliche Zeiten als Verkehrsweg zu deuten ist. Freilich, noch fehlt gerade fürs Vogtland das wünschenswerte Beisammensein von Römermünzen und germanischer Hinterlassenschaft an einer Fundstelle — die einzig sichere Bekräftigung dafür, daß schon Germanen die Münzen in ihren Händen hielten. Die Hoffnung auf einen solchen Fall hat sich aber auch bei der jüngsten Ausgrabung germanischer Wohnstellen im Leipziger Land (Rötha- Geschwitz) nicht erfüllt, obgleich hier erstmals für Sachsen das schöne römische Handelsgut der Terrasigillata in Scherben zum Vorschein kam 8 ). Allein der Münz fund von Zwenkau (Commodus) hat unter den neuentdeckten Stücken unserer Erwartung Recht gegeben; denn er kann mit der dortigen Germanensiedelung an der Pulvermühle in Verbindung gebracht werden, die durch den Verfasser in jahre langer Geländebegehung als eine Hermundurensiedelung der frühen Kaiserzeit erwiesen worden ist. Die übrigen, nunmehr in Leipzigs Umgebung gehäuft auf tretenden Römermünzen, die nicht so gut als fremde Wertmesser in den Händen hiesiger Germanenstämme zu erhärten sind, gewinnen doch in diesem Sinne, wenn man an die zahlreichen Römermünzen des hallischen Gebietes und an die Be deutung des vorgeschichtlichen Salzhandels denkt, der seinen Weg von den Saale ufern nach dem salzarmen Osten durch die Leipziger Landschaft hindurch nehmen mußte. 8) Vgl. dieses Jahrbuch, Beitrag von W. Jorns, 85, Abb. 10: 4; 89, Abb. 13:2 und 90, Abb. 14.