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Grube von Ryritz, Ar. Ostpriegnitz. vielleicht wäre die Frage lösbar gewesen, wenn auch die Umgebung dieser Gruben im weiteren Bereich und in voller Tiefe ausgehoben worden wäre, um zu prüfen, ob nicht, wie leicht anzunehmen, ein Zugang nach unten hin zum Ofen vorhanden war, der etwa zu einem Schürloch führte und Raum für ein Hantieren mit Schürhaken oder Brotschieber bot. Das Vorhandensein eines „Zugloches" in Lagardesmühlen, das seiner Lage nach doch vielleicht Gchürloch war, setzt ja auf jeden Fall freie Umgebung für den Ofen, wenigstens nach einer Seite hin, voraus. Daß diese in der Tat nachzuweisen ist, zeigte die Aufdeckung eines keltischen Ofens vom Hungerberg bei Hoheneck, Württembergs). Eine „Zugangsrampe" von HFo m Länge führte schräg von oben her in einen erweiterten Vorraum, der die gebotene Bewegungsfreiheit vor dem Schürloch gewährte. Der Zugang war wie der Ofenbohlraum in den Löß eingeschnitten. Statt der Steine verkleidete ein Lehmverputz, den die Hitze ver- ziegelt hatte, den Raum. An dieser Anlage ist klar ersichtlich, daß sie nur Back ofen gewesen sein kann. Ihre Innenwandung hatte dank kuppelförmiger Bau art die Möglichkeit, die gespeicherte Wärme als „Oberhitze" gleichmäßig auf das Backgut auszustrahlen. Stärkerer Wärmeverlust nach außen hin wurde aber durch den umgebenden Lößboden verhindert. Ob ähnliche Absichten einer guten Wärmespeicherung und -lenkung auch beim Bau unserer steingefütterten Erdgruben vorlagen, läßt sich, zunächst vermutungs weise, bejahen, vor allem, wenn man die Gteinlage als trockene, gut erhitzbare Isolierschicht gegen den umgebenden feuchten Erdboden wertet. Letzte Rlarheit darüber können freilich nur neue, sorgfältige Ausgrabungen solcher Gruben samt des umgebenden Erdreichs erbringens. Daß die als Gegenbeispiel zu der unterirdischen Backofenanlage von Hoheneck bis zur Gegenwart gebräuchliche ebenerdige Anlage von Backöfen mit Lehmkuppeln als Hohlraumbildung auch früh erdacht und angewandt worden ist, zeigen ein Backofen der jüngeren Steinzeit aus dem Moordorfe Riedschachen bei Schuffenriedo), sowie ein Backofen slawischer Zeit in einem Burgwall bei Bautzen ^"), Anlagen, die zugleich die sorgfältige Isolierung der Feuertenne gegen hochsteigende Bodenfeuchtigkeit zeigen. Wenn dabei die Bautzener Anlage auch noch die Inncnverkleidung der Lehmkuppel mit Granitsteinen zeigt, so erscheint damit vielleicht ein Baumotiv aus der Zeit der steingefütterten, unterirdischen Ofengruben festgehalten. Das wäre freilich ein willkommener Hinweis auf die Verwendung dieser Art Gruben; man dürfte daraus folgern, daß auch sie schon zu Backzwecken errichtet worden sind. Dann lägen für die vor- und frühgcschichtlichen Zeiten drei Typen von Back öfen vor: der völlig versenkte (Hokeneck), der nur mit dem Feuerraum versenkte (Gundorf, Weißenfels?, Lagardesmühlen, Mertschütz, Ryritz) und der ebenerdige, auf dem Erdboden errichtete (Riedschachen, Bautzen). Wenn gelegentlich geäußert worden ist, daß unsere Grubenanlagen auch Töpferöfen gewesen sein könnten, so sind stützende Argumente für diese Vermutung ?) O. Paret, Urgeschichte Württembergs (1921) 8Z, Abb. I9> °) Drei ofenartigc Anlagen, die im äuge der Ausgrabungen von Rötha-Gcschwiy 19^0 durch Bustos vr. w. Jörns untersucht wurden, sind zur Zeit noch nicht veröffentlicht. ") H- Acincrth, Die jüngere Steinzeit der Schwei; (1926) 50, Abb. 8. ") F. Wilhelm, Backofcnfund in einem vorgeschichtlichen walle, prähistorische Zeitschrift VIII (19lü) 125ff.