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"welchen Zweck aber mochten sie mit dieser Anlage im Auge gehabt haben? Es ist keine Frage, daß hier eine Art Feuer st eile vorliegt, jedoch nicht die übliche Herdanlage eines "Wohnhauses, für die ja das Steinmaterial in Form einer An bäufung oder groben Schichtung, nicht aber als Mantel einer Erdgrube verwendet ward. So liegt es nahe, an eine Art Ofen zu denken, dessen Hitzewirkung wohl irgendwie mit seiner unterirdischen Anlegung in Zusammenhang stand. Eine nähere Zweckbestimmung wird für unseren Fall nur dadurch erschwert, daß das bei einem Ofenhohlraum vorauszusetzende Schürloch, sowie die obere Abdeckung und der Rauchabzug nicht mehr auszumachen waren. Allenfalls ließe sich in der scheinbaren Lücke des Gteingefüges an der Gruben sohle ein Schürloch und in den Lehmbrocken die eingestürzte Abdeckung vermuten. Wollte man aber die Grube selbst ohne weiteres Zubehör, wie sie sich ausgegraben darstellte, für ursprünglich ansehen, so wäre wohl eine gewisse Heizwirkung, wie sie etwa ein Herd für einen Innenraum spendete, denkbar. Aber zwei UArngel mußten bei diesem Ofenloch bald spürbar werden, einmal die Unbequemlichkeit, die Asche aus der Tiefe von rund 1,^0 rn immer aufs neue auszuräumen, und dann der Mangel an genügender Zugluftbildung. Diese Mängel waren aber vorauszusehen, und wenn die Anlage gleichwohl unterirdisch hergestellt wurde, dann gewiß auch durch Schürloch, Rauchabzug und Abdeckung vervollkommnet und somit auch zu anderer wirt schaftlicher Verwendung errichtet als nur zu Heizzwecken, für die ein offenes Herdfeuer noch immer genügte. "weiter läßt sich in der Beurteilung unserer Grube kommen, wenn wir ver gleichend betrachten, was etwa sonst an ähnlich gebauten, jedoch besser beobachteten Anlagen ungefähr gleicher Zeitstellung bekannt geworden ist. Eine bereits 1886 beobachtete Grube bei Weißenfels a. G. stellt sich nach der glaubhaften Dar stellung eines Längsschnittes als nächstes in allen Grundzügen vergleichbares Vor kommen einer solchen Anlage dar, wenn auch ihre Zuweisung an die Germanen für jene Zeit vorweggenommen war^). Sodann liegen drei gleiche Grubenkonstruk tionen der frühen Raiserzeit von Lagardesmühlen bei Lüstrin vor, die in Hinsicht auf Grubenform und -tiefe, auf Verkleidung mit Feldsteinen und Aus füllung mit Holzresten, Asche und Lebmbrocken völlig mit der Gundorfer Anlage übereinstimmen, dazu eine geglättete, feste Lekmtenne und in einem Falle ein „Zugloch" nahe der Grubensohle mit zugehörigem „Verschlußstein" erkennen ließen^). Holzabdrücke in den Lehmbrocken ließen auf eine geradwandige Ab deckung der Gruben, vielleicht mit Giebeldach, schließen. Nicht zu beantworten war „die Frage, wie das zur Heizung notwendige Brennmaterial und wie die Brote von oben Ker in den altgermanischen Ofen geschoben oder herabgelassen wurden" s). Sie blieb auch offen bei Untersuchung einer entsprechend angelegten Grube der Spätlatenezeit von Mert schütz, Rr. Liegnitz, die zufolge herab gestürzter Steineinfassung weniger gut erkalten war°), ebenso bei einer weiteren ') Moritz Hcpnc, Das deutsche Wohnungswesen I (18hh) Fig. IZa, „Alt- germanische Brcnngrubc bei Weißenfels a. S., aufgcdeckt und zerstört 1886". ") A. Aiekebusch, Die altgermanische Sicdclung von Lagardesmühlen bei Lüstrin. prähistorische Zeitschrift VI (IHI-) ZoZff. °) Damit deutete Riekebusch zuerst die steingcfütterten, unterirdischen Gruben als Backöfen. °) R. Tackenbcrg, Die Wandalen in Vtiederscklesicn. Vorgeschichtliche For schungen I, Heft 2 (1H25) 17. - -