Die Ausgrabung einer frübdeutschen Siedlung in Mülknitz, Vr. Großenhain. Von A. Mirtschin, Riesa. Mit 5 Abbildungen. Frühdeutsche Ausgrabungsergebnisse beschranken sich in Sachsen auf mehr oder weniger zahlreiche Gefäße aus bebauten Orts-, namentlich Stadtfiuren, auf Gegenstände bei Ausgrabungen von Wällen oder Wasserburgen und auf Scherben als Lesefunde bei Feldbegebungen. Gräber und dörfliche Siedlungen konnten bisher noch nicht festgestellt und ausgegraben werden. Von besonderen, Interesse ist daber die Ausgrabung einer solchen Siedlung auf dem Schulbofe in Wülknitz, Rr. Großenhain. Dieser Ort liegt am Güdrande des ausgedehnten Frauenhainer Teichgebiets, das die Eiszeit ebenso hinterlassen hat wie den ebenen Charakter der sie um gebenden Landschaft, die als ein spitzwinkliger Ausläufer der norddeutschen Tief ebene in das ostelbische Nordsachscnland hereingreift. Das sich nach seinen, Baknhofe erweiternde bäuerliche Dorf Wülknitz bat vor mehreren Jahren sein neues Schulhaus, die Adolf-Hitler-Schule, an die die Bahnhofsiedlung und die bäuerliche Gemeinde verbindende Bahnhofstraße auf die Parzelle Hö gebaut (Abb. l), die südlich des Dorfes von der nach Streumen führenden Straße abzweigt. Im Jahre khZ7 wurde in westlicher Verlängerung an dieses Schulhaus der Grund zu einem Erweiterungsbau ausgehoben. Dabei stießen die Arbeiter wieder holt auf schwarze Rulturschicht und Scherben, ohne weiter darauf zu achten. Schließlich benachrichtigte der Wülknitzer Schulleiter, Oberlehrer Schuhknecht, am 7. Mai IHZ7 den Verfasser, der am gleichen Tage die Untersuchung begann. Sie debnte sich bis in den November des folgenden Jabres aus und umfaßte das auf Abb. I dick umzogene Gelände, den westlichen Teil des Schulhofes. Die Aus grabung förderte einen Teil einer in frühdeutscher Zeit mit Wohnhäusern be standenen Siedlung zutage. Ihre östliche Grenze konnte festgestellt werden. Ihr nordöstlicher Teil war von den Arbeitern bei der Auskebung des Baugrundes ver nichtet worden. Ein Teil der ä7ordgrenze, die West- und Südgrenze konnten nicht ermittelt werden. Schulgarten, Maulbeeranpflanzung und ein Feldweg geboten in der Zeit des zweiten Vierjahresplans zunächst ein Halt. Die etwa 450 gm umschließende Ausgrabung traf in durchschnittlicher Tiefe von 25—Zo cm unter Oberfläche (künftig: u. O.), nach der Abhebung der Humus decke, auf eine große zusammenhängende Rulturschicht von 5—lo cm Mächtigkeit, die hauptsächlich aus schwarzem, erdigem Sande bestand, der mit zahllosen, kleinen, rot gebrannten Lehmstücken vermengt war. Ab und zu Koben sich Pfostenlöcher, Herde, Gruben, Balken und Wandfundamente mir verschiedener Deutlichkeit ab.