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des Schädels und daß die Zähne in großer Länge und Breite gefunden worden sind, Ausdrücke, die bei einem Mainmutschädel passen. Gerade Mammutknochen sind ja oft auf Riesen zurückgeführt worden §). Der Fund eines diluvialen Säugers in Lolditz ist angesichts der diluvialen Ablagerungen dieser Gegend nichts Überraschendes ^). Die Rirche, bei der der Skelettfund entdeckt worden ist, ist die Stadtkirche St. Egidi. Diese hat I70S—1707 einen großen Umbau durchgemacht, „dem die Turmspitze und die große Wendeltreppe an der vlordwestecke angehören" von archäologischen Beifunden ist in dem alten Berichte keine Rede. Selbst wenn die Rnochen im verbände eines diluvialen Jägerrastplatzes gelegen hätten, wären im Jahre l7c>5 Artefakte sicherlich unbeachtet geblieben. Aber die Rnochen brauchen natürlich gar nichts mit diluvialem Iagdbetrieb zu tun zu haben, sie können ebensogut von einem verendeten Tiere herrühren. Der Lolditzer Rnochenfund muß beträchtliches Aufsehen erregt haben, denn er hat nicht nur die erwähnte Zeitungsnotiz hervorgerufen, sondern auch eine eigene Schrift: Hilscher, Lpistola äe xi^anteis äentibus Loläitü eruäitis (Dresden l70öss). Darin wird berichtet, daß 1704 bei Bauarbeiten neben der Rirche nebst Totengebein ein großer Schädel gefunden worden ist, der schon sehr morsch war. Die Zähne seien aber fest im Riefer gesteckt. Einer von ihnen sei */s meißnische Elle lang gewesen?) Hilscher meinte, es habe sich bei dem Funde nicht um einen tierischen Rest gehandelt, der Schädel sei vielmehr ein menschlicher gewesen; er sei an einer Stätte gefunden worden, auf der Menschen bestattet worden waren, er könne daher nicht von einem Tiere herrühren. Die Möglichkeit, daß in der Erde eines christlichen Friedhofs Reste stecken können, die viel älter sind, hat Hilscher gar nicht erwogen. Seine Behauptung, daß der Schädel einem Menschen zugehört habe, wird schon durch die Angabe, daß ein Zahn */g meißnische Elle, also rund 7 cm lang gewesen sei, widerlegt. Auch die Bemerkung in der Hamburger Zeitung, der Schädel sei mit den Armen kaum zu umspannen gewesen, spricht gegen einen Menschenschädel, falls sie nicht übertrieben ist. Rennzeichnend für die vorempirische Zeit der Wissenschaft ist ferner Hilschers glatte Behauptung, der riesige Schädel sei ein menschlicher gewesen, wenn er ernstlich einen Menschenschädel mit dem Lolditzer Schädel verglichen hätte, wäre er darauf gekommen, daß kein Menschenkiefer einen Zahn von 7 cm Länge Kat, denn das ist für einen Menschenzahn viel zu groß. Vgl. (l>. Abel, Vorzeitliche Ticrreste im deutschen Mz'thus, Brauchtum und Volksglauben (Jena !h)h) H7. °) Über sonstige Funde in Sachsen vgl. ZV. Rühl, Die Raubtiere und Elefanten des sächsischen Diluviums (Palaeontographica XLI, Abt. lpZH). °) Bau- und Lunstdcnkmälcr Sachsens, Land Grimma, Z8. ?) Walther Fischer, Mineralogie in Sachsen von Agricola bis Werner (Dresden lhZh) vermutet, daß der Verfasser der in Waldheim lööö geborene, I7Z0 in Dresden ver storbene Pfarrer Paul Christian Hilscher gewesen ist. 2) „Lum anno 1704 aci äucenäum kunäamentum aecliticii, templo urbis contixui, transkerre ossuariam necesse esset, inter äemortuvrum reliquias cranium castens multo capacius, kriadile tarnen ob vstuststem, inventum kuit. Öentes tenacissime kaeserant manchbulae, unusgue eorum aä octavam usque ulnae Nisniensis lonxituäinem sese extenäit".