Frühmittelalterliche Töpfergruben im Leipziger Stadtgebiet, von Johannes Rretzschmar, Leipzig. Im Mai lh^ö wurde im Leipziger Stadtgebiet eine nicht nur für die Orts geschichte, sondern auch für die Geschichte des Töpferhandwerks im allgemeinen bedeutsame Entdeckung gemacht. Am Grimmaischen Steinweg wurden in dieser Zeit von der Reichspost Tiefbauarbeiten vorgenommen, und Frau stuä. prsebist. H. Ritter legte im Seminar für vor- und Frühgeschichte der Universität mebrere Gefäßscherben vor, die sie zufälligerweise beim vorübergehen auf den aus gehobenen Erdmassen bemerkt hatte. Die sofort eingeleiteten Nachforschungen, um die sich in erster Linie Frau Ritter bemühte und an denen sich außerdem oLnä. prLekist. w. Raetz el beteiligte, ergaben das Vorhandensein einer ehemaligen Ab fall grübe in unmittelbarer Nähe des Augustusplatzes, am Rande des Fuß weges vor dem Grundstück Nr. 2. Dort waren Scherben in l,20 m Tiefe zutage gefördert worden'). Über den Gefäßresten befand sich Aufschüttungsmaterial, unter ihnen eine von Westen nach Osten streichende Tonschicht, die an dieser Stelle in einer Mächtigkeit von 0,20 rn ihr Ende erreichte. Leider waren die Erdarbeiten schon sehr weit fortgeschritten, so daß ich von dem Endstück dieser Schicht gerade noch einige Brocken in Sicherheit bringen konnte, vlach der Aussage des Bauleiters lag unter der Tonschicht mit Gand vermengter Lehm bis auf 1,70 m Tiefe herab — und darunter Ries, der bis zu 2,70 rn Tiefe aus gehoben wurde. Nach der Aussage der Bauarbeiter waren Tonscherben nicht nur hier, sondern in größerer Menge auch etwa 20 m weiter östlich — in der Richtung nach dem Iohannisplatz zu — in der gleichen Tiefe wie die vorder erwähnten Scherben angetroffen worden und zwar auf Riesboden. Der für geologische Fragen zuständige Leiter des Naturkundlichen Heimatmuseums, Oberlebrer Rud. Gläsel, den ich um eine Meinungsäußerung bat, erklärte, daß es sich bei den vorgelegten Brocken tatsächlich tun fetten, plastischen Ton handele und daß auf Grund der näheren Umstände das Vorkommen von anstebendem miocänem Ton an der Fundstelle als durchaus wahrscheinlich angesehen werden müsse; es sei das gleiche Material, wie es auch am Tbonberg — im Südosten der Stadt — früher gegraben worden sei und bei Liebertwolkwitz beute noch abgebaut werde. Auf Grund dieses Gutachtens sind wir also durchaus berechtigt, die Fundstelle am Grimmaischen Steinweg als eine ehemalige Tongrube aufzufassen. Es ist sehr zu bedauern, daß weder ein Museum noch der zuständige Vertrauensmann für Bodenaltertümer beim Auftreten der ersten Gefäßreste in Rennrnis gesetzt ') Einen vorläufigen Bericht hierzu brachten die Leipziger Neuesten Nach richten vom 7. Juni lh-0. Die Funde überließ Prof. Or. L. Franz in dankenswerter weise dem Stadtgeschichtlichen Museum (Inventar-Nr. Rp. ^2/^S).