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lieh erkennen. Vielleicht haben wir es hier mit einer Spätform der Schnurverzierung auf einem Aunjetitzer Gefäß zu tun. Auch die kleine Dolchklinge mit den 4 aus gebrochenen Nietlöchern am halbrunden Heftabschluß ist aunjetitzisch und findet u. a. eine Entsprechung in Techritz, Kr. Bautzen 8 oder Burgstaden 9 , auch Röderau 10 , Wildenhain 11 und Leckwitz 12 , dort jeweils mit je 5 Nietlöchern. Dieselben kleinen Ausmaße und offenbar stärkste Abnutzung zeichnen ebenfalls Aunjetitzer Dolche Böhmens aus. Grab 4 gehört zu den typologisch jüngsten Erscheinungen des Naundorfer Gräber feldes, was zumindest das böhmische Absatzbeil anzu deuten scheint. Seine Ränder sind jedoch ganz wenig ausgeprägt, der stumpfwinklige Ausschnitt ebenfalls un deutlich. Der zugehörige kräftig gebauchte Topf mit geschlickter Wandung, Finger tupfenleiste und glattem, geschweiftem Hals gehört nicht zu den häufigsten Typen der Neumannschen Aunjetitzgliederung. Neumann benannte ihn hauptsächlich für Siedlungen 13 , außerdem als offenbar jung in seiner Entwicklung. Einen guten Ver gleich erlaubt das Hauptgefäß aus dem bekannten Leubinger Grabhügel 14 , ein genau wie unser Naundorfer verstrichener Rauhtopf mit abgegrenztem Hals (doch ohne Fingertupfenleiste) und Ösenhenkel, der dem Naundorfer Topf wenigstens am erhaltenen Teil fehlt. Vielleicht aber besaß auch unser Topf aus Grab 4, dessen Hals zum größten Teile ergänzt werden mußte (Profil gesichert), einst 1 oder 2 Ösenhenkel. Das letzte Stück aus Grab 4, der Dolchrest, trägt Linienbandverzierung. Diese ist allgemein als nördliches Ornament im mitteleuropäischen Raum angesprochen und besonders in Verbindung mit Dolchen als Kennzeichen der Aunjetitzer Kultur herausgestellt worden 15 . Wir finden es sowohl bei Vollgriffdolchen, solchen mit ver gänglichen Griffen und bei Axtdolchen 16 . Wir kennen aus Sachsen ein breites Spitzenbruchstück aus Wauden (Jessen), Kr. Meißen 17 , und einen kleinen Dolch aus Techritz 18 mit ebenfalls vielfachem Linienbanddreieck, dazu kommt noch die 8 J. Frenzel, Die bronzezeitlichen Sammel- und Einzelfunde der Oberlausitz, Festschrift zur 25- Jahr-Feier der Gesellschaft für Vorgeschichte und Geschichte der Oberlausitz zu Bautzen, 1926, Tafel V, 4 (mit 3 Nietlöchern); vgl. dazu die Bemerkungen über die Unsicherheit des Fundortes (beide Techritzer Dolche stammen aus dem Altertumshandel!) bei G. Bierbaum, Prähistorische Zeit schrift 21, 1930, S. 336/337. 0 W. A. v. Brunn, a. a. 0., Tafel 10, 7. 10 A. Mirtschin, Funde der ältesten Bronzezeit im nordsächsischen Elbgebiet, Mannus 33, 1941, S. 34, Abb. 44a (die erste Veröffentlichung dieses wichtigen Hortfundes durch Mirtschin in: Unsere Heimat (Riesaer Tageblatt) V, Nr. 27 vom 18. 6. 1932, S. Hf.). G. Bierbaum, Goldfunde aus der ältesten Bronzezeit in Sachsen, Altschlesicn 5, 1934 (Seger-Fest schrift), S. 127, Abb. 4q (gleiche Abbildung wie bei Mirtschin, 1932). 11 A. Mirtschin, Mannus 33, 1941, Abb. 7 a. 12 A. a. 0., Abb. 7 b. 13 G. Neumann, a. a. 0., S. 97: kugelbauchige Vorratsgefäße (Körper gern gerauht, umlaufende Wulst mit Kerben, Riefen oder Fingertupfen). 14 P. Höfer, Der Leubinger Grabhügel, Jahresschrift für die Vorgeschichte der sächsisch-thüringischen Länder 5, 1906, Tafel IV, 1. 16 Zuletzt 0. Uenze, Die frühbronzezeitlichen triangulären Vollgriffdolche, Berlin 1938, S. 34/35. 10 Listen bei 0. Uenze, a. a. ()., S. 35. 17 0. Montelius, Die Chronologie der Ältesten Bronzezeit in Norddeutschland und Skandinavien, 1900, S. 40/41 und Abb. 97. G. Bierbaum, Vorgeschichtliche Wanderung (in Fr. Prüfer, Nordsächsisches Wanderbuch, Mittleres Nordsachsen, 1925), S. 243. G. Neumann, Die triangulären Dolche der ältesten Bronzezeit im Freistaat Sachsen. Mannus, 6. Ergänzungsband (Kossinna-Festschrift), 1928, S. 102 und Abb. 1b. 0. Uenze, a. a. 0., S. 35 und Tafel 34 (Nr. 79). 18 J. Frenzel, a. a. 0., Tafel V, 3. W. Frenzel, Bilderhandbuch zur Vorgeschichte der Oberlausitz, 1929, Abb. S. 35 unten (Über die Fundortsangabe siehe Anm. 8).