Schlitzen versehen, wodurch sich die Lederschlaufe nach oben bzw. unten bewegen läßt und somit den Knebel festhält oder freigibt (Abb. 3). Es war schwierig' ein den gewonnenen Maßen entsprechendes Horn für die Rekon struktion zu finden. Ursprünglich wird man ein Horn vom Ur (Bos primigenius) verwendet haben. Nur wenige der heute noch bei uns lebenden Rinderarten tragen ähnliches Gehörn. Aus den Gehörnen von 2000 ungarischen großhörnigen Schlacht rindern konnten wir ein für unsere Rekonstruktion passendes heraussuchen. Die Herstellung des Trinkhornes erfolgte auf möglichst ursprüngliche Art. Alle Roh formen der Bronzeteile sind originalgetreu modelliert, abgeformt und in Bronze gegossen worden. Die Überarbeitung wurde nach den Spuren der Originale vor genommen. Die gesamte Rekonstruktion mit allen Nebenarbeiten erforderte eine Arbeitszeit von 223 Stunden. Das rekonstruierte Trinkhorn ist als einzige Nach bildung unseres Museums durch den Krieg nicht vernichtet worden (Tafel 15 unten). Nach der Auszählung unserer schematischen Tabelle kommen wir zu 42,5 % Fundtatsachen, 13,75% durch das Material gut begründeten Wahrscheinlichkeiten und 43,75 % Ergänzungen ohne Anhaltspunkte aus dem Fundmaterial. Dieses ver hältnismäßig gute Ergebnis zeitigt schon der eine Fall. Jeder weitere bearbeitete Fund schließt einige der verbliebenen Lücken, und wir kommen damit der absoluten Richtigkeit immer näher. Betrachten wir daraufhin die Funde aus Grab 84 (Tafel 14): Dieses enthält für 2 Trinkhörner nur wenig Überbleibsel, und doch können wir damit einige Felder in unserer Tabelle ergänzen, an den Funden selbst aber durch die Rekonstruktion des Hornes aus Grab 51 manches beweisen. Zum Beispiel ist an den 4 Resten des Mundringes von der früheren Form nichts mehr zu erkennen. Alles ist durch den Brand verzogen und geschmolzen, nur die Verzierung, also die feine, eingravierte Linie am Außenrand und am Abschluß der scharfe Grat zum Befestigen des Mund ringes am Horn, sind einwandfrei festzustellen. Die rinnenförmige Biegung kann man nicht mehr als sicheren Beweis für die frühere Hornwandungsstärke ansehen. Wenn wir die Mundringreste aus Grab 51 zum Vergleich heranziehen, dann bringen sie uns dank ihres besseren Erhaltungszustandes eine Klärung. Die zwei Trinkhornendbeschläge aus Grab 84 zeigen deutlich die Verbindung zwischen Endknaufund den Bronzeblechstreifen der Tülle. Aus dem Vorhandensein mehrerer Gußnarbenjund Saugblasen an den Einmündungsstellen können wir einen Umguß ableiten, d. h. die Bronzeblechstreifen wurden in das noch auszugießende Wachsmodell einmontiert und so nach erfolgtem Guß mit dem Knauf zu einem Ganzen verbunden. Bei beiden Endknäufen wird die Tülle aus 5 der genannten Bronzeblechstreifen bestanden haben. Ist damit auch die Verbindung zwischen Tülle und Endknauf gefunden, so bietet sich doch für die Anbringungsart der Tülle am Horn nicht der geringste Nachweis. Beide Stücke sind bei der Leichenverbrennung angeschmolzen. Eine Zungenöse mit anhängendem Ring und Kettenglied aus Grab 84 läßt uns nach unseren Erfahrungen vom Grab 51 wieder einen Schritt vorwärtskommen. Diese Zungenöse mit einem verhältnismäßig langen Nietschaft muß in einem dicken Gegenstand gesteckt haben. Wir beobachten auch hier an der Öse einen scharfen Absatz. Von da aus mißt der Nictschaft 13,5 mm. Die genaue Untersuchung des jetzigen Schaftendes ergab, daß der Schaft ursprünglich noch länger war. Ein Stück mit dem Nietfuß ist wahrscheinlich abgebrochen, da für eine Abschmelzung jegliche