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DIE TRINKHORNREKONSTRUKTION VON PROSITZ KREIS MEISSEN Von Artur Pietzsch Unter den Funden des Gräberfeldes der frühen Kaiserzeit von Prositz (Kreis Meißen) 1 befinden sich auch Reste von wenigstens 4 Trinkhörnern, und zwar im Grab 51 von einem oder gar zweien, im Grab 84 von zweien und in einem Einzelfund unter der Nummer 390 von einem Trinkhorn. 1937 bearbeiteten wir Grab 51. Viele Probleme wurden aufgeworfen, bevor wir zu dem Entschluß kamen, ein Trinkhorn zu rekon struieren. Was gehörte eigentlich unter den vielen einzelnen Fragmenten, die im Grab enthalten sind, zum Trinkhorn und wie viele Dinge mögen fehlen, weil sie bei der Leichenverbrennung ganz zerschmolzen sind oder zur Beisetzung nicht mit aufgesammelt wurden? Nach dem Fundkatalog und nach Prof. Dr. Deichmüllers t persönlichen Ansichten wurden die nachfolgenden wörtlich aufgeführten Teile als zu einem Trinkhorn ge hörig ausgesucht (Tafel 12): Nr. 168 2 Stück eisernes vierkantiges Doppelblech durch je 2 Niete verbunden; etwa 2,5 cm : 1 cm groß. Nr. 169 3 Stück schmale Bronzeblechstreifen mit je 1 Bronzenagel mit kugeligem Kopf versehen, der zur Befestigung der Streifen gedient hat; 2,0 cm; 2,8 cm und 3,3 cm lang; 0,5 cm—0,8 cm breit. Nr. 171 3 Bruchstücke rinnenförmig zusammengebogenen Bronzebleches, die Außenseite mit einer feinen Randlinienverzierung; 4,5 cm; 2,7 cm und 1,5 cm lang; 0,4 cm breit. Nr. 172 1 vierkantiger Bronzering von 1,3 cm lichter Weite und 0,45 cm Dicke. An der Mittelkante geperlt, in einer Bronzeniete mit ringförmigem Kopf und flacher Nietscheibe drehbar. Nr. 173 Kopf einer Bronzenadel oder eines Trinkhornbeschlages, umgekehrt vasenförmig mit einer flachen Endscheibe; 1,8 cm lang; Endscheibe 2,3 cm breit. Nr. 179 2 Zierbeschläge aus Bronze, dreigliedrig aus einem langen Glied mit Doppelniete, ringförmigen Verbindungsglied und einer ringförmigen Endöse mit Niete. Das zweite besteht aus zwei gleichen längeren Gliedern, durch einen Ring verbunden. Ferner drei einzelne der längeren Glieder und zwei ringförmige Endösen, 1 cm lang. Die ringförmige Verbindung 1,2 cm breit. Das Schwierigste beim Rekonstruieren ist das Suchen nach der Ursache der Be nutzungsspuren an den Originalen, die, wie in unserem Falle, an den verschiedenen Stücken ergänzend zueinander passen. Nur an diesen Benutzungsspuren erkannten und errechneten wir die Unterlagen für die Zusammenfügung der einzelnen Teile. Betrachten wir nun die einzelnen Stücke näher, um die Richtigkeit unserer Nach bildung zu begründen. Dabei ergibt sich die Reihenfolge von selbst. 1 Der Fundkatalog des Ausgräbers Prof. Dr, J. V. Deichmüller enthielt 106 Gräber mit 413 Einzel funden. Viele Stücke davon sind gut erhalten und in ihrer Bedeutung festgelegt. Einige jedoch sind deformiert und durch Rost fast unkenntlich. Solche Gegenstände, deren Formen und Maße nicht zu erkennen sind, sollte man an den vorteilhaftesten Stellen brechen, um an den Bruchflächen die Originalquerschnitte abzumessen. Auf diese Weise lassen sich sehr viele Trugschlüsse vermeiden, die gerade bei Rekonstruktionen gefährliche Folgen haben können. Vgl. W. Rätzel, Zwei burgundische Brandgräber von Dresden-Dobritz, Sachsens Vorzeit 1938, Tafel S. 156 und 158. Hier konnten von mir die Maße der Originale nur durch Zerbrechen der Funde ermittelt werden (die Originalzeichnungen zu beiden Tafeln nach A. Pietzsch).