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haben 10 . Daß der eine Ring unbekannten Fundortes doch auch aus dem Meißner Gebiet, ja aus der gleichen Hand wie das Scharfenberger Stück stammt, kann bei derselben abweichenden Technik und sonstigen Gemeinsamkeit kaum bezweifelt werden. Eine heimatliche Werkstatt ist für diese kunstvollen Ringe wohl denkbar, wenn man sich die trefflichen älteren Halsringe mit einseitiger Drehung aus dem illyrischen Fundgut der heimatlichen Lausitzer Kultur vor Augen hält 11 . Der dritte Ring von Taucha mit Verschlußplatte und Öse ist zwar in der Thüringi schen Kultur bereits vertreten und stellt hier eine Eigenprägung dar; doch sind bis her nur die Wendelringtypen II und III mit dieser Verschlußart beobachtet worden und auch mit weniger Näpfchen als bei dem Tauchaer Ring 12 . Somit steht dieses Stück als unechter Wendelring vomTypV sowohl durch die Ausstattung mit Platten verschluß als auch durch die reichere Zierweise durchausvereinzelt da und belegt den Gebrauch des Plattenverschlusses bis in die Endstufe der Ringentwicklung. Rei dem Wendelring von Schaddel überrascht das Fehlen eines zweiten Verschluß hakens. Er könnte bei der sehr flachen Aushämmerung des Endes abgebrochen sein. Wenn dieses glatte Ende jedoch etwas hochgebogen wurde, vermochte der Ring beim Schließen durch den Spannungsdruck gegen den Haken auch geschlossen zu bleiben. Sonst kommt unter denThüringer Stücken nur glatte Aushämmerung beider Enden ohne Hakenbildung vor 13 . Neben den Wendelringen gelten die Steigbügelarmringe als der zweite Leittyp der Thüringischen Kultur zur älteren Eisenzeit. Übernommen aus Nordostbayern 14 , zeigen sie in der Vergröberung der perlstabartigen Außenprofilierung eine mittel deutsche Ausprägung. Am Unterarm getragen, bilden sie durch Häufung mehrerer Stücke eine Art Manschette, so bei dem Körpergrab 47 von Trautzschen-Elster- trebnitz, Kreis Borna, das sechs Steigbügelarmringe vom Unterarm des Toten lieferte 16 . Zu diesem bisher einzigen Vorkommen in Sachsen tritt nun als älteter, un bekannt gebliebener Fund ein Bruchstück von „Röderau, II. Hügel, Sandgräber, Grab“ (so lautet die Herkunftsangabe des Ausgräbers und Sammlers K. Wiegand). Eine Fundortskizze seiner Hand zeigt die „Kießlingsche Windmühle“ südöstlich von Röderau und das anschließende Hügelgelände mit Fundstelle, beide Punkte freilich zur Flur Zeithain gehörig. Unsere Feststellungen zum Fundort dieses Stückes sind gerechtfertigt durch den Fund eines Kalenderberggefäßes von derselben Fundstelle, durch den die Glaubwürdigkeit der Angaben Wiegands erhärtet wird 16 ; denn die Kalenderbcrgkeramik blühte noch zur gleichen Zeit, da neben den Wendel- ringen die Steigbügelringe in Mode waren, und sie fand auch über den ganzen Bereich der Thüringischen Kultur hin Aufnahme. In das Gebiet der früheisenzeit lichen germanischen Kultur der Hausurnengräber, das der Thüringischen Kultur 10 Eine eingehende technologische Untersuchung der Ringe ist vom Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden durch A. Pietzsch in Aussicht genommen. 11 Für die Erlaubnis zur Veröffentlichung dieser Stücke wird der Leitung des Landesmuseums für Vorgeschichte, Dresden, Herrn Dr. Coblcnz, der besondere Dank des Verfassers ausgesprochen! 12 Beispiele bei M. Claus, a. a. 0., S. 42 ff., dazu Tafel IV, 5 und Tafel V, 9; dieses Stück als bisher . kunstvollste Arbeit erwähnt. 13 So bei M. Claus, a. a. 0., Tafel V, 10, an einem Ring vom Typ HL 11 W. Kersten, Der Beginn der La-Tene-Zeit in Nordostbayern, Prähistorische Zeitschrift XXIV, 1933, S. 126. 16 F. Irmscher, Das Gräberfeld von Trautzschen-Elstertrebnitz, in: Sachsens Vorzeit 1, 1937, S5. 5ff., Abb. 3 10 G. Bierbaum, Kalenderberg-Keramik im Freistaat Sachsen, in: Mitt. a. d. Mus. f. Mineralogie, Geologie u. Vorgeschichte zu Dresden. Vorgesch. Reihe Nr. 8, 1930, S. 97, Taf. la, b. 5* 67