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sich aber sofort chronologische Bedenken. Auch wenn wir uns nicht der Meinung G. Buschendorfs 7 anschließen, die die Jordansmühler Kultur noch in den Horizont der älteren Linienbandkeramik setzt, bleibt zwischen Jordansmühl und dem Glocken becherhorizont eine zeitliche Lücke. Durch Fundzusammenhänge ist die Gleich zeitigkeit und der Anschluß der Jordansmühler Kultur an die Stichbandkeramik einwandfrei belegt 8 , und die Ansicht Neumanns: „Die späte Bandkeramik und die mitteldeutschen Ausläufer der bemalten Keramik reichen bis an die Glockenbecher ära heran“ 9 , erscheint mehr als gewagt. Unsere Fußschale hat uns damit mitten hinein in das Problem des Endneolithikums und der Herkunft der Aunjetitzer Kultur geführt, das in diesem Zusammenhänge selbstverständlich nicht gelöst werden kann. Eins aber ist sicher: Bei der Erörterung der Herkunft der Aunjetitzer Kultur muß das Verhältnis zu Jordansmühl noch einmal eingehend untersucht werden 10 . Eine Erhellung der Probleme wäre besonders an Hand des böhmischen Materials zu erwarten, da das mitteldeutsche Jordansmühl letzten Endes nur einen Ableger des böhmischen darstellt 11 und das wenige sichere Jordansmühler Material aus Mittel deutschland für eine eindeutige Beweisführung kaum ausreichen dürfte. Auch der Topf und der doppelhenklige tiefe Napf mögen etwas außergewöhnlich erscheinen. Man empfindet sie aber auch sofort als aunjetitzisch, wenn man die Ober lausitzer Stücke, die ja eine Sondergruppe zu bilden scheinen, betrachtet 12 . An unse rem Napf sind freilich die in der Oberlausitz üblichen Griffzapfen und Knubben durch Ösenhenkel ersetzt. Überhaupt rückt das reiche Vorkommen der Tasse und die Grab form (flaches Erdgrab ohne Steinschutz?) den Fund näher zu den zahlreichen Aun jetitzer Grabfunden Nordsachsens 13 . Zusammenfassend können wir feststellen: In unserem Fund liegt ein Grab der voll ausgebildeten Aunjetitzer Kultur vor (Hochaunjetitzstufe Neumanns), das durch seinen Gefäßreichtum und die Fußschale, die an Jordansmühler Formen erinnert, besonders auffällt. ’ G. Buschendorf, Zur Frage der Jordansmühler Kultur in Mitteldeutschland, Jahresschrift Halle Bd. 35, 1951, S. 23f. 8 Vgl. W. Buttler, Der donauländische und der westische Kulturkreis der jüngeren Steinzeit, Berlin- Leipzig 1938, S. 61 ff. “ G. Neumann, Die Gliederung der Glockenbecherkultur in Mitteldeutschland, Prähistorische Zeit schrift XX, 1929, S. 33. 10 Vgl. W. Buttler, a. a 0., S. 68. 11 Vgl. G. Buschendorf, a. a. O., S. 22 ff. und W. Coblenz, Bemerkungen zur Jordansmühler Kultur in Sachsen, s. S. 31 ff. 12 Vgl. W. Grünberg, Frühbronzezeitliche Steinkistengräber von Burk bei Bautzen, Sachsens Vorzeit 1939, Abb. 6 und 7 und S. 50. 13 Siehe A. Mirtschin, Funde der ältesten Bronzezeit im nordsächsischen Elbgebiet, Mannus Bd. 33, 1941, S.3ff. Derselbe, Neuere keramische Funde der Aunjetitzzeit aus dem mittleren Nordsachsen, Mannus Bd. 22, 1930, S.74ff. Derselbe, Zwei Aunjetitzgrabanlagen in Kobeln bei Riesa, Mannus Bd. 22. 1930, S. 354 ff. 3* 51