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Das scheint nach unseren erreichbaren Unterlagen zur Zeit der Gesamtbestand der Jordansmühler Kultur in Sachsen zu sein. Wir glauben sicher, daß sich unter dem Scherbenmaterial der Siedlungen weitere Stücke finden lassen, deren Zugehörigkeit zur besprochenen Gruppe einwandfrei nachweisbar ist. Nicht zum Bestand der Jor dansmühler Kultur gehört aber unseres Erachtens eine unverzierte Tasse und weitere Bruchstücke aus Schmölen bei Wurzen 6 , weiterhin kennen wir bisher aus Dresden- Leuben 7 kein gleichartiges Material. Trotz der vorliegenden, nur bescheidenen Keramik sind die Aussagen über die Ver breitung recht eindeutig, da sämtliche Fundstellen sehr dicht an der Elbe liegen und durch die Bevorzugung des oberen Elblaufes eine Verbindung zur böhmischen Gruppe, wie sie auch Buschendorf vermutet, nicht mehr bestritten werden kann. Leider besitzen wir bisher aus Sachsen offenbar noch keine Reste eindeutig Jor- dansmühlcr Gräber, wohl aber nachweisbar Siedlungen dieser Gruppe. Da die Auf deckung der Fundstellen in den meisten Fällen zeitlich schon recht weit zurück reicht, und da außerdem gerade bei den in Frage kommenden Fällen die Bergungen niemals Plangrabungen entsprangen, sondern höchst eilige Notbergungen waren, könnte natürlich in dem einen oder anderen Falle der Rest eines Grabes nicht erkannt worden sein, besonders dann, wenn die Größen der „Gruben“ der eines normalen Hockergrabes entsprechen—u. U. Dresden-Nickern. Alle anderen Gruben dürften dagegen zweifellos Siedlungsreste darstellcn, besonders Heidenau mit einer Tiefe von 1,40 m und einem Durchmesser von etwa 1,20 m, außerdem stammt ja aus dieser Grube der Rest einer Mühle; dazu kommt Dresden-Briesnitz. Von Lockwitz liegen keine Beobachtungen vor, aus der Stichbandsiedlung kennen wir allerdings auch ein Brandgrab derselben Kultur 8 . In welcher Fundumgebung wurden nun unsere Jordansmühler Gefäße geborgen? Einwandfreie Zusammenfunde mit bezeichnenden Stücken anderer Kulturen sind aus engstem Fundverband nicht bekannt. Die Gruben scheinen jeweils eindeutig und ausschließlich Jordansmühl zu führen. Lediglich in Dresden-Briesnitz scheinen die Jordansmühler Reste Linien- und Stichband zu überlagern. Zur selben Fundstelle gehören in Dresden-Lockwitz stichbandkeramische Reste aus der näheren Um gebung; die Nachbargruben in Dresden-Nickern führten ebenfalls Bandkeramik, vornehmlich wieder Stichbandware; auf dem slawischen Burgberg in Zehren wurden aus der Jungsteinzeit neben unserer Jordansmühler Fußschale als weitere Einzel funde eine vielkantige Streitaxt der Schnurkeramik 9 und die Hälfte einer doppel schneidigen Axt 10 „aufgelesen“ und ausgeackert. Die Heidenauer drei Nachbar gruben fallen für eventuelle Zeitvergleiche überhaupt aus, da sie nur Reste der Lausitzer Kultur ergaben. Wir gewinnen mit all diesen Fundplätzen keine neuen Anhaltspunkte für die relative Chronologie des Neolithikums, dürfen aber annehmen, daß das Erscheinen der Jordansmühler Gruppe an der Oberelbe noch in der Zeit der 6 Im Museum Wurzen. Dabei Obsidianklingen. 7 G. Buschendorf, Fundortliste zu Karte Abb. 3. 8 A. Teetzmann, Eine steinzeitliche Ansiedlung bei Lockwitz, Abhandlungen der Naturwissenschaft lichen Gesellschaft ISIS in Dresden 1905, S. 73—79 mit Tafeln II und III. G. Bierbaum, Stichbandkeramische Brandgräber von Kötitz, Kr. Meißen, Sachsens Vorzeit 3, 1939, S. 9—20 (bes. 18—20). J. V. Deichmüller, Spuren neolithischen Leichenbrandes in Sachsen, Sitzungsberichte der Natur wissenschaftlichen Gesellschaft ISIS in Dresden, 1910, S. 28. ’ Landesmuseum Dresden, Zug.-Kat. 1938/52 (S.: 77/38). 10 Landesmuseum Dresden, Zug.-Kat. 1938/53 (S.: 79/38).