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daß der Befund der Baalberger Gräber von Weißenfels-Eselsweg 50 die Deutung der von Grimm angeführten Beispiele als Bestattungen in Abfallgruben zweifelhaft macht. Die nahe Verwandtschaft der Salzmünder mit der Baalberger Gruppe macht es von vornherein unwahrscheinlich, daß sie beide einen großen Teil des Neolithikums hindurch nebeneinander bestanden haben. Weiter zeigen ihre Verbreitungsgebiete, daß sie nicht etwa lokale Ausprägungen darstellen, denn sie decken sich weitgehend 51 . So gewinnt also die Ansicht Beckers, die oben durch weitere Hinweise gestützt wurde, an Wahrscheinlichkeit. Die Salzmünder Kultur ist nicht eine selbständige Gruppe, sondern lediglich die jüngere Stufe der Baalberger Kultur. Bei dieser Umbildung dürften Einflüsse der Jordansmühler und der Badener Kultur des südöstlichen Mittel europas wirksam sein. Grimms Annahme, daß Baalbergerund Salzmünder Gruppe der gesamten Entwicklung der Walternienburg-Bernburger Kultur gleichliefen, konnte oben für die erstere entkräftet werden. Ebenso fraglich erscheinen seine Hinweise auf die Gleichzeitigkeit der Salzmünder Gruppe mit den Stufen Walternienburg I bis Bern burg HL Die Zusammenstellung der Berührungsfunde der Salzmünder Kultur mit der Walternienburg-Bernburger 52 enthält zum weitaus größten Teile doch sehr unsichere Funde. Alle Trommeln müssen für die vorliegende Frage außer Betracht bleiben, da sie auch in der Walternienburg-Bernburger Kultur selbst vorkommen, ihr Auftreten in diesem Fundzusammenhang also nichts über die Beziehungen zur Salzmünder Gruppe aussagt 53 . Ferner sind die Oberflächenfunde aus Siedlungen und die Vorkommen beider Kulturen in denselben Friedhöfen auszuschalten, da sie eine Gleichzeitigkeit nicht beweisen. Es bleiben also nur ganz wenige Funde, die auszu werten sind. Von ihnen zeigt der Grabfund von Seeburg, Kr. Eisleben 54 , zweifellos Übergangsformen zwischen Salzmünder Kannen und Tassen der Stufe Walternien burg I, die aber nicht der Mischung zweier gleichzeitiger Formengruppen zu ent springen brauchen, sondern ebenso wirkliche Übergänge von einer älteren zu einer jüngeren Form darstellen können. Im Falle Heiligenthal („Opferstätte“) scheint die Zusammengehörigkeit und Gleichzeitigkeit der Funde, die nach Niklasson den Eindruck eines Siedlungsfundes machen, nicht erwiesen 55 . Dasselbe gilt für den Fund von Klietzen56, wo das Vorkommen des Bruchstückes einer Opperschöner Kanne in einer Siedlungsgrube mit Funden der Stufe Bernburg II keineswegs als Beweis für gleiches Alter ausgelegt werden kann. Und für die Salzmünder Gräber im Hügel des Schortewitzer Ganggrabes konnte festgestellt werden, daß sie nicht jünger als dieses und seine Bernburger Funde sein müssen, sondern wahrscheinlich älter sind 57 . 10 Jahresschrift Halle 34, 1950, S. 210 (K. Schwarz). Weitere Gräber unveröffentlicht in den Museen Weißenfels und Halle. 51 Mannus 29, 1937, S. 173, Karte Abb. 13 und Jahresschrift Halle 29, 1938, S. 35, Karte Abb. 12 (P. Grimm). Die geringere Funddichte der Salzmünder Gruppe im nördlichen Mitteldeutschland möchte U. Fischer (Archaeologia Geographica 2, 1951, S. 103) durch die Annahme einer Gleichzeitig keit mit der hier besonders stark vertretenen Walternienburger Gruppe erklären. Ohne näher auf das Verhältnis Walternienburg-Salzmünde einzugehen, sei doch darauf hingewiesen, daß gleichzeitig mit Salzmünde im fraglichen Gebiet Alttiefstichkeramik, „Salzmünder“ Tassen und ähnliche Er scheinungen anzunehmen sind, für die gezogene Folgerung also keine Notwendigkeit besteht. Vgl. zu dieser Frage G. Mildenberger, Studien zum mitteldeutschen Neolithikum, Leipzig 1953, S. 53 ff 52 Jahresschrift Halle 29, 1938, S. 42 (P. Grimm). [und Karte 3. 63 Zu den neolithischen Tontrommeln vgl. neuerdings Archaeologia Geographica 2, 1951, S. 98 ff. (U. Fischer) und Jahresschrift Halle 36, 1952, S. 30 ff. (G. Mildenberger). 64 Jahresschrift Halle 29, 1938, S. 85 f. (P. Grimm). 46 Jahresschrift Halle 13, 1925, S. 65 ff. (N. Niklasson). ““ Jahresschrift Halle 13, 1925, S. 17f. (N. Niklasson). •7 G. Mildenberger, Studien zum mitteldeutschen Neolithikum, Leipzig 1953, S. 41 f. 27