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mitteldeutschen Trichterbecher werden zwar von Grimm sämtlich der Baalberger Gruppe zugerechnet 39 , es gibt aber eine ganze Anzahl, die in ihrer Formgebung der Beckerschen Stufe D40 entsprechen, also aus der Formenwelt der Baalberger Gruppe herausfallen und jünger als diese sein dürften. Sie werden doch zur Salz- münder Gruppe gehören, deren Charakter diese einwandfrei als Bestandteil der Trichterbecherkultur ausweist. Dem Fehlen von Zusammenfunden solcher, später Trichterbecher mit sonstigen Formen der Salzmünder Kultur kann bei der geringen Anzahl überhaupt vorliegender geschlossener Funde keine Beweiskraft zuerkannt werden 41 . Auch die Amphoren bezeugen die nahe Verwandtschaft beider Gruppen. Bei ihnen wie anch bei den Trichterrandschalen liegt der wesentliche Unterschied im Auftreten von Verzierungen bei der Salzmünder Gruppe. Eine zunehmende Gefäßverzierung ist auch in anderen Gruppen der Trichterbecherkultur zu be obachten 42 und dürfte im Zuge einer durchgehenden Entwicklung liegen, also eine spätere Zeitstellung bezeugen. Sprechen schon diese Betrachtungen für die Richtigkeit der erstmalig von Becker 43 geäußerten Ansicht, die Salzmünder Kultur sei nichts anderes als eine jüngere Stufe der Baalberger, so sind noch andere Gesichtspunkte zur Erhärtung dieser Meinung anzuführen. Im Fundmaterial der befestigten Siedlung auf dem Hutberge von Wallendorf glaubt Benesch neben Funden der Micheisberger und der Jordansmühler Kultur auch solche der Baalberger und der Salzmünder Gruppe zu erkennen. Der Befund ergibt dabei mit großer Wahrscheinlichkeit, daß das gesamte Material im wesentlichen gleichzeitig sein dürfte, woraus Benesch wiederum die Gleichzeitigkeit der genannten Kulturgruppen erschließt 44 . Was Benesch aber als Baalberger Formen bezeichnet, sind entweder unverzierte Salzmünder 45 oder aber ausgesprochene Über gangsformen, wie etwa die Baalberger Kanne mit randständigem Henkel 46 oder die vierhenklige Amphore 114a und der Trichterbecher 151e 47 . Wirkliche Baalberger Formen, die Grimms Früh- oder Hochstufe entsprechen, liegen am Hutberg nicht vor, so daß also das gesamte in Betracht kommende Fundmaterial der Salzmünder Gruppe zuzuweisen ist 48 . Ob nun die zahlreichen Anklänge an Baalberger Formen für eine frühe Stellung innerhalb der Salzmünder Entwicklung sprechen oder lediglich auf die konservativere Gestaltung der Siedlungskeramik zurückzuführen sind, kann wegen der Vereinzelung des Befundes noch nicht entschieden werden. Der Zusammenhang zwischen bejden Gruppen wird auch durch die Grabsitten belegt. Beide kennen Bestattungen unter Hügeln, in Hügeln und in Flachgräbern. Dabei treten neben einfachen Erdgräbern in beiden Gruppen gern Steinkisten auf, auch Sied lungsbestattungen hat Grimm für beide angeführt 49 . Dabei ist freilich zu bedenken, 39 Mannus 29, 1937, S162f. (P. Grimm). 40 Aarboger 1947, S. 71f. 41 Vgl. die kartographische Zusammenstellung der geschlossenen Funde der Salzmünder Gruppe in Jahresschrift Halle 29, 1938, S. 37, Abb. 13 (P. Grimm). 42 Z. B. K. Jazdzewski, Kultura puharw lejkowatych w Polsce zachodniej i rodkowej, Poznan 1936, S. 340f. und Aarboger 1947, S. 65 ff. (C. J. Becker). 43 Aarboger 1947, S. 239. Dieser Ansicht hat sich auch U. Fischer angeschlossen: Archaeologia Geogra phica 2, 1951, S. 103f. Die Arbeit hat mir im Manuskript Vorgelegen, wofür U. Fischer auch an dieser Stelle gedankt sei. 44 F. Benesch, Die Festung Hutberg, Halle 1941, S. 38 45 Aarboger 1947, S. 262 (C. J. Becker). 46 F. Benesch, Die Festung Hutberg, Tafel 15, Abb. 6. 47 A. a. O., Tafel 11 und Tafel 12. 48 Daß auch sichere Jordansmühler Formen nicht vorhanden sind, sei nur am Rande vermerkt. 49 Mannus 29, 1937, S. 165ff. und Jahresschrift Halle 29, 1938, S. 23ff.