Volltext Seite (XML)
Stimmung wahrscheinlich ein „oder“ geschrieben. Durch freundliche Mitteilung von Herrn Obermedizinalrat Dr. Rahnenführer in Halle/Saale erfuhr ich, daß Schwin- kowski selbst seine Zuteilung als Notlösung empfand. Dr. Günther: Man könnte etwa die Kaschwitzer Dünnpfennige beider Gruppen den ersten Bautzner Jahren Heinrichs von Groitzsch zuweisen und für ihn, nach dem Prägefiasko der jüngeren Gruppe, als seine nächsten Prägungen die fraglichen Stücke Schwinkowski 8 bis 13 in Anspruch nehmen, indem er nämlich nach dem Mißlingen der zweiseitigen jüngeren Gruppe des Kaschwitzer Fundes nunmehr einseitig geprägt haben könnte. Und müßte man nicht schließlich erwägen, ob nicht alle in Rede stehenden Pfennige, die aus Kaschwitz sowohl als auch Schwinkowski 8 bis 13, Hein rich II. von Eilenburg gehören? Haupt; Dagegen spricht der geschlossene Fund der Kaschwitzer Dünnpfennige in der Oberlausitz! Punkt 12 Dr. Günther: Warum hat sich der Brakteat so windesschnell über ganz Deutschland nach Westen verbreitet? Hier empfinde ich sehr lebhaft wieder das Gewicht meiner These von der altererbten Vertrautheit und aus tiefen Wurzeln gespeisten Lebens kraft der Brakteatentechnik, die zu fast sofort allgemeiner Anwendung und Blüte gelangte, sobald ihr das neue und sehr bald entsprechende Betätigungsfeld der Münz prägung einmal eröffnet war. Man könnte dazu noch folgenden Gedankengang ver suchen: 1127 kommt Konrad von Wettin in Meißen zur Regierung, ihm gefällt diese Prägungsart, die man in dem benachbarten Bautzen erfunden hat; er setzt sich mit großem Ehrgeiz dafür ein und bringt schnell — sagen wir schon Mitte der 30er Jahre große und prächtige Pfennige. Die gefallen wieder dem Groitzscher, und er schließt mit Schwinkowski 13. Die Konradische Prachtserie — denn die großen Konradiner bilden ohne allen Zweifel eine imponierende, zwar archaische und leicht provinzielle, aber künstlerisch hoch anspruchsvolle Prachtserie — zwischen 1135 und 1140 schon in reicher Ausprägung, erregte Aufsehen in ganz Deutschland. Diese Pfennige sahen doch nach etwas aus gegenüber dem Kram, den man bis dahin anderwärts prägte, und überall — besonders auch, wo man neu anfängt — will man sofort nur noch wie Konrad prägen. Die Zulässigkeit meiner Argumentation ruht auf drei Voraussetzungen: 1. der Möglichkeit, Schwinkowski 8 bis 13 für die Oberlausitz und Heinrich von Groitzsch in Anspruch zu nehmen; ich glaube, man kann dahin gelangen; 2. der Möglichkeit, die großen Prunkbrakteaten Konrads (15 bis 22 bei Schwin kowski) als die frühesten, so großen und künstlerisch so bemühten derartigen Prä gungen überhaupt zu bezeichnen; ohne weiteres sicher, da man sie zum Teil gewiß noch vor die Mitte der 30er Jahre setzen darf; 3. der Möglichkeit, Konrad von Wettin ein besonderes Interesse, eine eindeutige Anteilnahme an der Ausgestaltung seiner Brakteaten nachzuweisen. Dies ist vielleicht an dem folgenden Beispiel aus dem Funde von Puschwitz möglich: Als Konrad sah, welch schöne Resultate die von ihm in Flor gebrachte Bautzner Erfindung in Thü ringen zeitigte, ließ er sich den Erfurter Stempelschneider der dortigen Kaiser- brakteaten kommen und für sich von ihm einen Brakteatenstempel schneiden. Ein eigentlich doch ganz einzigartiger Vorgang: so schön wie der Kaiser wollte er, Konrad, auch prägen, und die Folge war das Prunkstück Puschwitz 1.