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die Straßenbauten der Neustadt aufgehalten wurde. Wir dürfen deshalb annehmen, daß die Höchstwassergrenze von 1845 auch in der Frühzeit trotz der höheren Elb- sohle niemals überschritten worden ist und Stellen, die 1845 nicht überschwemmt wurden, seit der Besiedlung des Elbtals hochwasserfrei geblieben sind, im allge meinen also die alten sorbischen Siedlungen: Ostragut, Pieschen, Mickten, Übigau, Kaditz. In der Altstadt lag der Stadtkern trocken, ausgenommen die Gegend des Taschenbergpalais (Wasserstandsmarke im Tor 50 cm über dem Erdboden) und das Gebiet vom Georgij-Dimitroff-Platz (Schloßplatz) bis an das Zeughaus (Albertinum). Der Boden der alten Viehweide war überflutet, nur Zwingerwall und Nordteil des Theaterplatzes bei der ehemaligen Bastion Sol (Belvedere) waren als Aufschüttungen frei. In der Neustadt waren die Meißner Gassen und der Winkel „Im Grund“ trocken; der Neustädter Markt bis über das Denkmal Augusts des Starken (also fast genau der Altendresdner Markt bis 1685) stand unter Wasser (Tafel 40). Das Gründungsgelände Wir betrachten die Karte des Gründungsgeländes (Tafel 35) im einzelnen. Deutlich treten drei von Wasserläufen und „Seen“ umgebene höher gelegene Flächen hervor: Das Altmarktplateau in 112 m (heute 113 m) Höhe, östlich davon das Neu marktplateau in 113 m und nordwestlich der Taschenberg in 112 m Höhe über N. N. Das Altmarktgebiet wird vom Neumarkt durch die Einsenkung des Kaitzbaches, vom Taschenberg durch eine sumpfige Mulde, die wir Taschenbergtümpel nennen wollen, getrennt. Eine auffällige, gerade Linie führt in Richtung der späteren Brücke auf den Damm zwischen dem Alten und dem Neuen See. Die beiden Seen müßten auf der Karte als ein zusammenhängendes Gewässer erscheinen, das noch 1324 einfach als See (lacus) bezeichnet wird 20 . Durch Aufschütten eines Querdammes (Dippoldiswaldaer Platz) wurde er in zwei Teile geschieden (wahrscheinlich zwischen 1450 und 1466 21 ). Die Annahme Kochs, daß die Linie vom Damm zur späteren Brücke den ersten Weg zum Elbübergang anzeige, ist deshalb — und aus später zu erörternden Gründen — abzulehnen. Der Alte See wurde um 1500, der Neue 1746 trockengelegt 22 . Der Kaitzbach floß vom Jüdenteich im Zug der Moritz- und Augustusstraße zur Elbe. Nach Erbauung der Stadt wurde er am Kreuzpförtchen über den Stadtgraben in einer gemauerten Rinne zum Altmarkt geleitet und durch Schloßstraße und Taschenberg wieder aus der Stadt geführt. Ein Seitenarm, die „Wilde Katzbach“, ging weiter östlich außerhalb der Stadt zur Elbe 23 . Der Kaitzbach konnte auch größere Überschwemmungen verursachen, so 1445 bis an die Frauenkirche, zuletzt noch am 16. Februar 1876. — Der Jüdenteich, den er durchfloß, vielleicht der Rest eines größeren Sees in der Bürgerwiese 24 , wurde erst 1849 zugeschüttet. Vor dem Frauentor befand sich noch 1297 ein nur teilweise verlandeter See (FS). Er muß großen Umfang gehabt haben, denn in diesem Jahr wurde der ausgetrocknete oberste Teil für 16 Mark Silber verkauft 25 . Das war eine außerordentlich hohe Summe —betrug doch 1292 die gesamte Jahresbede der Stadt Dresden (Steuer an den Landes- I 20 Codex II, 5, Nr. 38. 21 O. Richler, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte I, S. 35. 22 O. Richter, Geschichte der Stadt Dresden I, S. 109. 23 O. Richter, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte III, S. 351. 24 O. Richter, Geschichte der Stadt Dresden I, S. 109. 26 Codex II, 5, Nr. 12.