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Die Bodenhöhe Beim Ausbau der Marktstraße 1937/38 stellte Heinrich Koch eine 1,30 m mächtige Auffüllungsmasse fest, vermengt mit Brandschutt wahrscheinlich des großen Stadt brandes von 1491. Der darunterliegende „gewachsene “Boden in 112 m Höhe über N.N. bestand aus einer 80 cm starken braunen Lehmschicht, unter der sich Kiese und Sande befanden 18 . Auch in der Schloßstraße (1898), am Neumarkt (1931) und am Georgentor wurde ein tieferliegendes Niveau aufgefunden, und an anderen Stellen wurden bei Tiefbauarbeiten ähnliche Wahrnehmungen -— wenn auch keine genauen Feststellungen — gemacht. Koch hat auf Grund solcher Untersuchungen und Er wägungen eine Höhenlinienkarte gezeichnet, die dem Stadtgeschichtsforscher wert volle Anhaltspunkte bietet, wenn ihr auch nicht allenthalben zugestimmt werden kann (Tafel 35). Der Wasserstand Zu den Niveauberechnungen im Gelände kommt die Untersuchung des Elbbettes. Die Stromsohle lag früher höher als heute. Das Elbbett hat sich an der Augustus- brücke von 1842 bis 1904 um 89 cm, im allgemeinen (soweit es nicht durch Schwellen festgelegt wurde) von 1827 bis 1940 um 134 cm, durchschnittlich um 1 cm im Jahr, vertieft. Es wäre aber falsch, danach die Höhe der Elbsohle im Jahr 1000 oder 1200 errechnen zu wollen, denn vor Beginn der Stromregulierung (um 1821) war der Angriff des Wassers auf die Sohle erheblich schwächer. Um eine Schätzung zu ermöglichen, greifen wir auf Beobachtungen beim Abbruch der alten Augustusbrücke 1997 zurück 19 . Damals wurde festgestellt, daß die aus den Jahren 1319 und 1349 stammenden Brückenpfeiler zum Teil unmittelbar auf dem Elbbett standen, obwohl sie 1842 noch gegen 89 cm Gründung besessen haben müssen. Nehmen wir eine ursprüngliche Gründungstiefe von 2 m an (es gibt heute noch Strompfeiler mit dieser Gründungstiefe, neben anderen, die 8 m unter die Sohle reichen), so hätte sich die Elbsohle bis zur Gegenwart insgesamt um dieses Maß gesenkt. Die Pfeiler waren im allgemeinen bis 2,80 m über Pegelnull —nach dem jetzigen, am 1. Dezem ber 1935 um 3 m gesenkten Pegel lso bis 5,80 m — vollgemauert. Pegelnull liegt heute 102,679 m über N. N., die Elbsohle 60 bis 70 cm tiefer, also bei 102 m über N. N. Die Vollmauerung würde bei 2 m Gründung für die meisten Wasserstände aus reichen (Mittelwasser 200, Mittelhochwasser 525 cm über Pegelnull). Solange keine genauen Berechnungen vorliegen, nehmen wir deshalb die alte Elbsohle um 1200 auf 104 m über N. N. an. Eine besondere Beachtung verlangen die Hochwasserstände. Die größte uns bekannte Hochflut vom 31. März 1845 erreichte am Elbquerschnitt 788 (Gondelhafen oberhalb der Brühlschen Terrasse) die Höhe von 112,254 m, am Querschnitt 795 (Augustus brücke) 111,510 m, am Querschnitt 796 (50 m unterhalb der Brücke) 111,396 m über N. N. In Pieschen stand das Hochwasser 110,90 m, in Friedrichstadt 110,45 m, in Altkaditz 109,52 m. Wir erkennen daraus, wie die Terrasse und die engen Bogen der alten Brücke das Wasser gestaut haben. Ohne diese Einengung würde der Wasser stand im Stadtinnern weniger hoch gewesen sein. Dazu kommt, daß in der Frühzeit bei Hochwasser noch andere Abflüsse bestanden: der 3. alte Elbarm zur Bürger wiese und Weißeritzaue, der 1845 trocken blieb, und der Elblauf bei der Glacisstraße (Brücke der Einheit, Albertbrücke) nach Trachenberge, in dem die Hochflut durch 18 H. Koch, Die Funde an der Marktstraße, Dr. Geschbl. 1938, S. 33 und 1939, S. 23. 19 W. Nagel, Die alte Dresdener Augustusbrücke, 1924, S. 25—30.