festgestellt worden (Tafel 33 unten). In der darunterliegenden Schicht sandigen Lehms waren neben Holzkohleeinschlüssen zahlreiche slawische Scherben enthalten. Außerdem befanden sich hier mehrere Anhäufungen von Steinbrocken, die möglicher weise liegengebliebene Abfälle der beim Mauerbau zugeschlagenen großen Bruch steine darstellen. Im gleichen Horizont, unmittelbar an die Hauptmauer grenzend, lag eine an der Rotfärbung des Lehms deutlich erkennbare Herdstelle, aus deren Holzkohleresten ebenfalls slawische Scherben geborgen wurden. Inwieweit es sich bei diesem Komplex um ein Provisorium zur Zeit der Burgerrichtung oder um den Niederschlag einer älteren Siedlungsphase handelt, konnte infolge der begrenzten Grabungsfläche noch nicht entschieden werden. Die Untersuchung des Südteils der Bruchsteinmauer ist nur auf einen schmalen Sektor an der Stirnwand eines Suchgrabens beschränkt, während die Freilegung der Innenseite durch sehr tiefreichende spätgotische Kellergewölbe erschwert wird. Trotz dem konnte eine nur mittels einer Treppe von außen zu erreichende Pforte sowie eine Fensterluke in der alten Mauersubstanz erkannt werden. Die künftige Grabung wird zu klären haben, wie weit dieses plötzliche Tiefergreifen der Hauptmauer nicht einen späteren, vielleicht aber doch noch in die Bauperiode der Burg zu rechnenden Bau vorgang darstellt. Für die Datierung der Bruchsteinhauptmauer ist bedeutsam, daß alle im Fundament selbst und in seiner Nähe aufgefundenen Scherben die gleichen Merkmale slawischer Keramik aufweisen wie das Material aus der darunterliegenden slawischen Kultur- Schicht. Trotz sorgfältiger Beobachtung wurde in diesen Tiefen nirgends frühdeutsche Ware aufgefunden. Dieser Befund spricht dafür, daß die Mauer und damit auch die Burg zu einer Zeit errichtet wurde, in der die slawische Töpferware noch voll im Ge brauch stand. Den geschichtlichen Tatsachen angenähert dürften wir es hier mit einem deutschen, in der Mitte des 10. Jahrhunderts gegründeten Burgwardsitz zu tun haben, an dessen Erbauung die noch Jahrhunderte später in Leipzig ansässige sla wische Bevölkerung in Abhängigkeit von deutschen Burgherren maßgebend be teiligt war. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde die geschleifte Burg den sich in Leipzig niederlassenden Franziskanern überlassen. Diese errichteten hier zum Teil in Anlehnung an ältere Mauerteile Kloster und Kirche. Eine durchgehende Neugestal tung erfuhr der ganze Baukomplex in der Spätgotik. Ende des 15. Jahrhunderts wurde das Kloster erweitert und um 1500 mit dem Neubau der Hallenkirche an der Nordseite des Klosters begonnen. In der Reformationszeit wurde das Kloster auf gelassen und zu Wohnzwecken benutzt, wobei aber die alten Klosterbauten in ihren unteren Teilen erhalten blieben. Beim Abreißen der durch den Krieg zerstörten Häuser und Kirche konnten von Herrn Dr. Herbert Küas Ergänzungen und Kor rekturen an dem aus dem Ende des 19. Jahrhunderts stammenden Rekonstruktions plan des spätgotischen Klosters vorgenommen werden. Ein überraschendes Ergebnis der Grabung war, daß man beim Bau des spätgotischen Westflügels als Außenwand die alte Bruchsteinmauer benutzte und die westlichen Wandpfeiler sowie die Gewölbe direkt an diese heranschob (Tafel 33 oben). Der 0,70 m unter der heutigen Terrainhöhe liegende Fußboden war im Westflügel des Klosters mit großen quadratischen Backsteinplatten belegt (Tafel 33 unten). Außer dem wurden beim Bau des Refektoriums große Keller in Form von langgestreckten Ziegeltonnen errichtet, die sich aber nur unter der Südhälfte erstrecken. Im nördlichen