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Auf dem großen Gräberfeld auf dem Schafberg in Niederkaina, das bisher Funde aus der Schnurkeramik 1 , Metalle aus der ältesten Bronzezeit und Gräber der gesamten Lausitzischen Kultur unter Betonung der Billendorfer Phase ergeben hat, liegen die bis jetzt bekannten Verbände mit bemalter Keramik in einem verhältnismäßig kleinen Bezirk des Gräberfeldes. Daraus können wir sicher schon auf annähernde zeitliche Gleichheit schließen, die dann bei der Betrachtung der Funde selbst noch mehr zu fordern ist. Die Anlage der in Frage kommenden Gräber erfolgte sehr einheitlich. Die Tiefenlage schwankt zwischen 0,65 m und 0,85 m. Steinschutz ist nur in Form einer Abgrenzung bei Grab 1,5 (Tafel 30) gegeben, sonst haben wir reine Erdgräber vor uns, denn die wenigen wahllos im Grabe liegenden Steine in Grab la, 38 können nicht als Stein schutz betrachtet werden. Im Gegensatz zu unseren 5 bemaltkeramischen Gräbern zeigen die übrigen und sehr häufigen Billendorfer Brandgräber auf dem Schafberg die verschiedensten Formen, darunter vor allem regelrechte Steinkisten und sauber angelegte Bodenpflaster. Die Gesamterstreckung der hier zur Behandlung stehenden Gräber beträgt im Durchschnitt 1,50X1 m (1,75 X 1,50 m; 1,50 X 0,90 m; 0,90 X 0,80 m; 1,80 X 1 m; 1,25 X 0,60 m). Dabei ist in allen Fällen eine deutliche Ost-West-Orientierung zu beobachten. In fast allen Gräbern stand die Urne am West ende der Gefäßpackungen und wurde in den meisten Fällen von einer Schale bedeckt. Die übrigen Gefäße hatte man in einem zuweilen recht schmalen Streifen nach Osten zu angeschlossen (Tafel 31 und 32), lediglich bei Grab 45 stand im Osten senkrecht zu dieser Grundrichtung noch eine einfache Gefäßreihe in Nord-Süd-Richtung (Tafel 32). Die bemalten Schalen waren an die Urne angelehnt oder doch wenigstens in aller nächster Nähe des Hauptgefäßes abgestellt worden. Der Urne aus Grab la, 34 fehlte die Abdeckung durch eine Schale, dafür besaß im gleichen Grabe eine große Tasse ein Deckgefäß. Bezeichnend ist weiterhin, daß sämtliche Urnen im Boden oder am Bodenrand Löcher trugen, daß also zweifellos „Seelenlöcher“ angebracht waren. Die Lage der Metallbeigaben ist ungleichmäßig. Die größeren Bronzenadeln befanden sich außerhalb der Gefäße, doch dicht bei der Urne (Spindelnadel und gerade Nadel aus den Gräbern la, 45 und 39), ebenso lag die Eisennadel aus Grab la, 34 an der Urne, die Schwanenhalsnadel aus Grab I, 5 aber ungefähr in Grabmitte. Bronze schaftreste wurden außerdem in einem Beigefäß (Grab la, 45) entdeckt. Alle Gräber sind verhältnismäßig reich ausgestattet (Grab 1,5: 15 Gefäße und Bronze; la,34: 21 Gefäße und Bronze und Eisen; la, 38: 8 Gefäße; la, 39: 23 Gefäße und Bronze; la, 45: 25 Gefäße und Bronze). Dabei bilden die Anlagen la, 34, 39 und 45 eine Gruppe und heben sich durch eine besonders große Anzahl von Beigefäßen und verhältnismäßig reichere Metallbeigaben heraus. Dazu kommt noch die vielseitige Ver zierung. Auch die bemalten Gefäße der Anlagen la, 34 und 39 zeichnen sich durch mehrfarbige Bemalung und reichere Musterung vor den anderen aus. Trotzdem können wir innerhalb der vorgelegten 5 Gräber •— ein weiteres Grab (la, 3) mit be malten Scherben ist inzwischen noch bekannt geworden! — keine Zeit- oder Stil gruppen aussondern. Wir müssen vielmehr die Einheitlichkeit hervorheben, die sich darin ausprägt, daß sich aus jedem Grab eine große Zahl einzelner Formen auch in den anderen wiederfindet. Daß dabei allerdings wiederum die Übereinstimmung zwischen den Gräbern la, 34, 39 und 45 besonders stark ist, bemerken wir allein schon an der Auswahl der Urnen dieser Gräber. 1 Arbeits- und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege vom 1. Mai 1950 bis 30. April 1951, S. 41 ff. (W. Coblenz, Schnurkeramische Gräber auf dem Schafberg Niederkaina bei Bautzen).