Die Germanen in Sachsen. Von R. Tackcnberg, Bonn. während der mittleren Bronzezeit (Periode III—IV) war unser Land dicht bewohnt. Besonders starke Besiedlung zeigen die guten, ertragfähigen Böden; aber auch die Gand- und Heidegebiete sind in den Giedlungsraum einbezogen gewesen. Die überall zu findenden Gräberfelder und die Reste der Wohnstätten sind uns Beleg dafür. Die Träger dieser Rultur bildeten eine Einheit mit denen der Provinzen Sachsen, Brandenburg, Schlesien, mit denen Posens, Böhmens, Mährens und Vliederösterreichs bis auf den Balkan und an die Adria hin. Da sich später im Süden aus der bronzezeitlichen Bevölkerung die Illyrier entwickelten, können wir die vorfahren auch schon als Illyrier ansprechen, und da unsere bronzezeitlichen Rulturen demselben Rreis angehörten, bezeichnen wir die Menschen dieser Zeit nördlich der Mittelgebirge desgleichen als Illyrier, und zwar am besten als vlordillyrier. Die Germanen siedelten damals anschließend an die Sitze der vlordillyrier an den Rüsten der Ostsee bis zur Weichselmündung, in Hannover, Schleswig- Holstein und in Skandinavien. Schon in der mittleren Bronzezeit merken wir den Einfluß, den die Germanen auf die Vlordillyrier ausgeübt haben. Bronzene Sicherheitsnadeln, Rasiermesser und Doppelknöpfe germanischen Gepräges erscheinen in Sachsen im Zusammenhang mit illyrischem Rulturgut. Sie künden gewissermaßen das Herannahen unserer vorfahren an. In der jüngeren Bronze zeit (Periode V) nehmen die nordillyrischen Funde in Westsachsen bis zur Elbe hin auffallend ab. Rennen wir z. B. zwischen Pleiße und Mulde 50 Gräberfelder und Siedlungen der mittleren Bronzezeit, so liegen aus der jüngeren Bronzezeit und der frühen Eisenzeit zusammen nur noch von 14 Plätzen Reste der illyrischen Rultur vor*). In der Lausitz geht die Besiedlung, nach dem augenblicklichen Stande der Forschung zu urteilen, ungestört weiter; ja man könnte dort sogar an eine Zunahme der Bevölkerung in der frühen Eisenzeit denken, wenn man dazu die geringen nordillyrischen Funde zwischen Elbe und Elster vergleicht, und beobachtet, wie nordwärts unseres Landes in der jüngeren Bronzezeit und am Beginn der Eisenzeit die Germanen immer mehr an Boden gewinnen. Die Lausitz ist vielleicht Rückzugsgebiet der Illyrier gewesen. Das Land zwischen Elbe und Elster konnte diese Rolle nicht übernebmen; mögen auch vor den Ger manen Illyrier aus den nördlicher gelegenen Landstrichen eingeströmt sein (Zeugnisse für ihre Anwesenheit sind äußerst gering), so konnten sie sich bier *) Eines der Ergebnisse der Landesaufnahme zwischen Pleiße und Mulde, die von den Studenten der Vorgeschichte der Universität Leipzig für den Acichsleistungskampf IHZ7 durchgeführt wurde.