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oder schon zerstört war. In die gleiche Zeit fällt ein Henkelbecher, der aus der Rittergutssandgrube stammt. Infolge seiner Form ist er dem Rulturkreis der Glockenbecher zuzuschreiben, dessen Träger von Westeuropa her in unseren nordischen (schnurkeramischen) Rreis eindrangen. Das Stück ist in den Rahmen von G. Neumanns Arbeit „Die Gliederung der Glockenbecherkultur in Mittel deutschland" einbezogen worden'). Im obengenannten Führer durch die vorgeschichtliche Abteilung des Völker kunde-Museums wird auf Seite Zö ein weiterer Fund aus Markkleeberg ab gebildet, und zwar aus dem Stadtteil Gautzsch. Es handelt sich um eine bronzene Lappenaxt der mittleren Bronzezeit. Leider ist die genaue Fundstelle nicht bekannt. Im Museumskatalog des Völkerkunde-Museums, wohin das Stück mit der Sammlung Bernhardt gelangte, ist ohne nähere Angabe nur Gautzsch ver merkt. Dasselbe Schicksal haben noch zwei Steinäxte aus der gleichen Samm lung, bei denen auch nur feststeht, daß sie aus Gautzsch stammen, was uns aber nicht zufrieden stellt, da die näheren Fundumstände nicht bekannt sind. Anders ist es mit einem in der Literatur behandelten Grabfund aus den ersten Jahrzehnten nach Beginn unserer Zeitrechnung?), der auf dem Grund stück von Theodor Fritsch im Stadtteil Gautzsch, Roburger Straße 5s gehoben wurde. Einzigartig ist die Reichhaltigkeit der Beigaben. Sie bestehen aus einem wohlgeformten Tongefäß mir Mäanderverzierung, einem eisernen Rasiermesser, einem Bruchstück eines Eisendolches oder -schwertes, einer Gilberfibel, einem Bronzeeimer und einer Bronzekasserole. Einheimisches Gut und italische Einfuhr ware (Eimer und Rasserole) in dem Grabe eines Germanen vereint! Der Fund platz ist etwa soo m vom schon genannten germanischen Friedhof auf dem Grund stück Sasse entfernt, der in die letzten Jahrhunderte vor Beginn unserer Zeit rechnung zu setzen ist. Eine Ausdehnung des Friedhofes über die ganze Strecke hinweg kommt kaum in Frage, zumal sich die Gräber des einen Platzes mit dem des andern zeitlich nicht vollkommen berühren und Friedhöfe von diesen Aus maßen auch sonst nicht vorkommen. Eher ist daran zu denken, daß auf dem Grundstück Roburger Straße 5s und in nächster Nachbarschaft ein zweiter germanischer Friedhof vorhanden war, oder gar nur ein Grab dort lag, da man öfters beobachtet hat, daß gerade reich ausgestattete Gräber einzeln und fern von anderen Bestattungen angelegt worden sind. Daß in der Nähe der beiden Friedhöfe Siedlungen sich befanden, ist vorauszusetzen. Sie werden wahrschein lich weiter nach Westen auf die Aue zu gesucht werden müssen (plan Abb. 7). Ein germanischer Giedlungsplatz vom Beginn unserer Zeitrechnung ist dort schon bekannt. Im Garten des Grundstückes Charlottenstraße 12 kamen vor Jahren Funde heraus, die in diese Zeit zu datieren sind. Wie weit sich die Sied lung örtlich wie zeitlich erstreckt bat, bleibt späteren Untersuchungen vorbebalten, ebenso die Frage, ob von dort aus auf die Höhe an der Roburger Straße 80 ') prähistorische Zeitschrift Bd. 20 (Ih2h), S. 12 und Df. l, Ist. ?) Grundriß der Vorgeschichte Sacksens, S. sls, Abb. 27h — Radig nennt das Rasiermesser ohne Grund eine „wahrsckcinlick eiserne Bewehrung eines Holzspatcns", obwohl dieser Typ des Rasiermessers oft vorkommt. Außerdem hält er das Grab für ein Brandgrab, während cs von Ricktcr in Rcumuths Hcimatgcschickte für Leipzig, S. Z5, als Skelettgrab angesprochcn wird. Dem letzteren ist bcizupflichtcn, da sich an den Eisen - teilen Hol; erhalten hat, das bei einer Verbrennung vernicklet worden wäre.