Otto Mehner zum Gedächtnis. Von E.A. Rühle. Wenn beute einzelne Teile der alten Kulturlandschaft um Lommatzsch vor geschichtlich besonders gut erforscht sind, so verdanken wir das einigen Lehrern und Bauern, die den unscheinbaren Funden auf ihren Äckern liebevolle Beachtung schenkten. Einer dieser wenigen ist am ly. September lyZ7 fast fünfundsiebzig jährig von uns gegangen: Otto Mehner aus Leippen, dem kleinen Dörfchen in einem der stillsten und unbekanntesten Teile Sachsens zwischen Lommatzsch und Nossen. Nach Ipso begann auch er die ererbten väterlichen Felder tiefer zu pflügen, als es bis dahin jahrhundertelang üblich gewesen war. Sein geübtes Jägerauge wurde dabei bald auf die dunkler gefärbten Stellen im Boden und die darin zutage kommenden vorgeschichtlichen Dinge aufmerksam. Er begann diese eifrig zu sammeln, und als er nach dem verkauf seines Gutes frei über seine Zeit verfügen konnte, dehnte er seine Begehungen auch auf die Leippen benachbarten Fluren aus. Die notwendige wissenschaftliche Förderung brachte ihm die bald folgende Bekanntschaft mit Hofrat Prof, vr Deichmüller und vr A. Hennig aus dem nahen Mutzschwitz. Bei ihrer ersten gemeinsamen Grabung auf der „Binde" in Leippen konnten gegen 100 jungsteinzeitliche "Wohnstätten mit nachfolgender bronzezeitlicher und slawischer Besiedlung festgestellt werden. Die Ausbeute bildete den Grundstock der vorgeschichtlichen Abteilung der damals gegründeten Lommatzscher Hcimatsammlung. Zahlreiche weitere Aufsammlungen und Gra bungen Otto Mehners in der Umgebung Leippens erbrachten den Beweis der dichten Besiedlung des Lößgebietes auch in vorgeschichtlicher Zeit. Mancher seltene Fund wurde dabei von ihm gemacht. Bereits lpoy barg er einen Bomben topf mit Leichenbrand, wodurch diese in der jüngeren Steinzeit seltene Bestat tungsart auch für unsere Gegend nachgewiesen wurde. Auf Gchänitzer Flur fand er einen mit Gtichreihen verzierten "Widderkopf, der an die älteste schlesische Rult- figur von Iordansmühl denken läßt. Einzig für die Lommatzscher Pflege sind Scherben eines Glockenbechers und der Schönfelder Rultur. Mit besonderem Stolze zeigte Otto Mehner eine perle aus blauem Glase und eine steinzeitliche Scherbe mit einem Rreuz, dem Vorgänger des Hakenkreuzes, für deren über sandtes Lichtbild ihn, der Dank des Führers geworden war. Trotz Abgabe vieler Funde nach Lommatzsch und Dresden umfaßte die Mehnersche Sammlung lh2y, als ihr Hauptteil an das naturkundliche Heimatmuseum des Leipziger Lehrer vereins überging, gegen So Gefäße, Hunderte von Scherben, 80 Steinbeile von Ivo—2500 L Schwere, gegen looo Messerklingen, Schaber, Bohrer und Pfeil spitzen aus Feuerstein, loo Rlopfcr und Gchleudersteine, Zo Mahlsteine, 20 Spinn wirtel, Hüttenbewurf, Wetzsteine, "Webstuhlgewichte usw. Die Aufzählung zeigt, welche Mengen vorgeschichtlicher Funde unser Heimat- boden enthält und wie durch diese Urkunden die dunkle Vorzeit nach den ver schiedensten Seiten hin erhellt werden kann, wenn sie beachtet und geborgen werden! Manchem Volksgenossen dazu Anregung und Beispiel gegeben zu haben, ist Otto Mehners weiteres, über seinen Tod hinaus fortwirkendes Verdienst.