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Der „Drcnscnknebel" von Zauschwitz. Von G. Bierbaum. Seit dem Jahre lyll wissen wir, daß im Giedlungsbereiche des Bauernvolkes der Bandkeramiker — also in der jüngeren Steinzeit (im Z. Jahrtausend v. Z.) - auch das edelste Haustier des Menschen, das Pferd, eine Rolle gespielt bat. Aus einer Wohnstätte am Goldbach bei Halberstadt wurde ein Trensenknebel aus Hirschhorn veröffentlicht^. Weitere Funde dieser Art aus Mitteldeutschland sind lyZ2 und lhZ5 von W. Schulz, Halle, bekanntgegeben worden-). Sie gehören teils zur nordischen Schönfelder Gruppe der ausgehenden jüngeren Steinzeit, teils zur ältesten und wohl auch älteren Bronzezeit. Der Werkstoff dafür ist über wiegend Hirschgeweih; nur einmal sind Eberhauer verwendet worden. Ich möchte heute einen Fund vorlegen, welcher nach der Zeit seiner Auf findung sicher der älteste aus Mitteldeutschland ist, bisher aber infolge eines be sonderen Geschickes nicht bekanntgegeben wurde. Er bestebt aus einem Trensen knebel aus Hirschgeweih, einer Schale der Gtichbandkeramik und einem durch bohrten Rinderzahn. Die drei Stücke kamen im April I8YH in der gleichen Herdstelle der Lehmgrube der Ziegelei von E. Finzel in Zauschwitz (Flurstück Vlr. Z2), Amtshauptmannschaft Borna, zutage, einer seit damals bis heute unerschöpflichen Fundstätte köstlichsten Rulturgutes wohl aus allen Abschnitten der Vorzeit, von der ich nur bedauern muß, daß ihr mit wenigen Ausnahmen^) bisher nicht die denkmalpflegerische Fürsorge hat zuteil werden können, die sie ganz bestimmt verdient hätte und noch heute verdient. Nach den Aufzeichnungen meines Amtsvorgängers Hofrat Prof. I)r I. V. De ich müller in meinem Archiv entnahm er selbst dieser Herdstelle die Hälfte der genannten Schale und den durchbohrten Rinderzahn. Beide Stücke gelangten in das Landesmuseum für Vorgeschichte in Dresden. Der um die Vorgeschichte i) A. Bärthold, Eine Wohnstätte bei Halberstadt mit einfacher Bandkcramik. prähistorische Zeitschrift IV, Iyl2, S. )7-—577 mit Abb. Z. 2) w. Schulz, Die ältesten Trcnscnkncbcl aus Mitteldeutschland. Jahresschrift für die Vorgeschichte der sächsisch-thüringischen Länder. Ld. XX, lyZ2 S. l ff., mit weiteren einschlägigen Schrifttumshinwcisen. — w. Schulz, Das Pferd in der mittel deutschen Vorzeit. Mitteldeutsche Volkheit, Hefte für Vorgeschichte und Volkskunde, IHZ5, S. 80—8ö; vgl. dazu auch besonders noch den Artikel „Trense" in M. Ebert, Rcallcxikon der Vorgeschichte Bd. I), Ih2h, S. -2^ff. von E. Sprockhofs. u) F. Rrau sc, Bericht über die Ausgrabungen des Museums bei Zauschwitz im Herbst IHIZ. Jahrbuch des Städtischen Museums für Völkerkunde zu Leipzig Bd. ö, lhIZ/1-, Leipzig IHI5, S. ö7ff. *) I. Größcl, Alte und neue vorgeschichtliche Funde in der Pegauer Gegend, l. Beilage zu den Dresdner Neueste» Nachrichten Nr. 250 vom 8. h. IH0I; Die vorgeschicht liche Bedeutung des mittleren Elstcrtales. wissenschaftliche Beilage der Leipziger Zeitung Ih0l, Nr. Io, S. 57—^0; weitere Beiträge zur Heimatkunde Pegaus, hcrausgcgeben vom Vorstände des Museums zu Pegau, IH0I, Nr. I, lö Seiten.