Volltext Seite (XML)
Sachsens Vorzeit Jahrbuch für heimatliche Oor- und Frühgeschichte im Auftrag!.' dos „L^eimatworkos t^achson" herausgegolx'n von dem (andespfleger für ^odenaltertümer in wachsen, von dem Seminar für Norgeschichte an der Universität Leipzig und von der sächsischen Gesellschaft für Norgeschichte. Schriftleitung: Rudolf Moschkau, Leipzig und Dr. Max Schumann, Naunhof. 1958 1. Teil Georg Wilke!. Von Rudolf Moschkau, Leipzig. In seiner Vaterstadt Rochlitz verschied am 20. Oktober lyZ8 an einem plötzlich aufgetretenen Rrebslriden der Obergeneralarzt a. D. vr. Georg Wilke, wenige Monate, bevor sich sein 80. Lebensjahr vollendete. Ein treuer Gefolgs mann der Vorgeschichtswissenschaft, die er so heiß geliebt hat, ist mit ihm dahin gegangen, eine der großen Forschernaturen, auf die wir Angehörige des ober- sächsischen Stammes ebenso stolz sein sollten, wie etwa die Ostpreußen auf ihren Landsmann Gustaf Rossinna oder die Österreicher auf Rudolf Much, wie die Dänen auf Gopkus Müller, die Schweden auf Oskar Montelius, Männer ein und derselben Gelehrtengeneration, mit denen Wilke nicht nur die Forscher leiden schäft für den großen Stoff, sondern auch den weit über Heimat- und Landes grenzcn hinausschweifenden Forscherblick gemeinsam batte, Männer, denen Wilke weder in der ungemeinen Arbeitskraft noch in der Zähigkeit, große Probleme zu bewältigen, etwas nachgab und denen er schließlich auch im nordischen Gepräge der äußeren Erscheinung glich. Seine in der gestrafften Haltung den Soldaten verratende Figur mit dem weißen, einst rötlichblonden Bart und den blauen Augen unter hober Stirn gab seinen Rochlitzer Mitbürgern die Erinnerung ein an das Bild eines großen Hohenstaufen; und äknlich batten ja von Rudolf Much die Freunde gesprochen als von ihrem „Heerkönig", die Schüler von tyskar Mon telius als von ihrem „Häuptling". Ja, Georg Wilke ragt noch in das heroische Zeitalter der Vorgcschichtswissenschaft bincin, in die Zeit vor Ipos, da noch kein Lebrstuhl für die Vorgeschichte gegründet stand und zum Vorstoß in wegeloses Neuland jeder sein eigenes Rüstzeug scbaffen mußte. Wilkes Rüstzeug hat sich bewährt, und sein Bemühen, die terra incvxnita des vorgeschichtlichen Volks- bodens und Volkstums zu erhellen, ist von Erfolgen gekrönt gewesen, die seinen Namen für immer mit der Geschichte der Prähistorie verbinden werden. In Dresden am 2ö. Januar 1859 als Sohn des Rgl. Bauverwalters Rarl August Wilke geboren, verlebte Georg Wilke seit I8ö5 eine glückliche Rnabenzeit in Rochlitz. Er hat Lebenserinnerungen nicht schreiben mögen, da er nie seine Person irgendwelcher Aufmerksamkeit ausgesetzt sehen wollte. Jedoch zum Roch litzer Stadtjubiläum löZö gab er in launigerweise einige „Jugenderinnerungen