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der Gemarkung Kleinsaubernitz eine größere, annähernd runde Talsandinsel. Sie trug den Namen „der Radisch“ 3 ). Diese Bezeichnung geht auf eine mittel alterliche Wasserburg zurück, die in einem großen, fast die gesamte Insel um schließenden Wall der Früheisenzeit eingebaut worden war. Anfang des 19. Jahrhunderts trug sie einen lichten Baumbewuchs (Abb. 1), und noch um die Jahrhundertwende bot sie sich mit Nadelholzbeständen dar 4 ). Die reichen tertiären Braunkohlenflöze und Kieselgurlager, die den Unter grund dieses Sumpfgebietes bildeten, wurden im ersten Viertel dieses Jahr hunderts industriell abgebaut. Dem Abbau fiel auch der größte Teil der eisen zeitlichen Wallanlage zum Opfer, so daß sich heute dieses Gelände als „Olba- See“ präsentiert. Die in ihr liegende Insel birgt die letzten Reste der früh eisenzeitlichen Wallanlage (vgl. Abb. 2 und 3). Seit alters her ranken sich um den Radisch eine Anzahl von Sagen, so die vom versunkenen Schloß und einer vergrabenen goldenen Kutsche. Darin ist wohl der Grund für eine erste Schürfung in diesem Gelände zu sehen, die bereits 1855 vorgenommen wurde und einige Waffenfunde brachte 5 ). 1892 berichtete Lehrer Döring über die Auffindung der mittelalterlichen Anlage, die er durch ergrabene Funde datieren konnte 6 ). Die Entdeckung einer Moorbrücke, die 3 ) Die frühgeschichtliche Wasserburg, auf deren Verteidigungscharakter ja bereits der Name Radisch hinweist, war eine kleine, fast eiförmige Anlage von 48 m Länge (OW-Richtung) und 34 m Breite. Diesen Hügel umgab ein Graben von 6 m Breite. Er führte 1903 etwa noch 0,50 m Wasser. Die Mit glieder der Bautzener Gesellschaft führten auf dem Gelände immer wieder kleinere Grabungen durch, die sich aber hauptsächlich auf eine Bergung von Funden beschränkten, wenn auch ver einzelt Schichtenbeobachtungen gemacht wurden. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse gab R. Needon, Der Radisch von Kleinsaubernitz, in: Jahreshefte der Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte der Oberlausitz II, Görlitz 1903—1913, S. 24 ff. Danach führte man an mehreren Stellen Schnitte bis zur Mitte der Anlage, wobei mehrere Kulturschichten beobachtet und eine größere Anzahl von Funden geborgen wurden (Grabungsbericht vom 2. Mai 1903). Es konnten sowohl Balken, gebrannte Tonschichten, Mörtel als auch Mauerwerk und Brandschichten beobach tet werden. Die Kleinfunde verteilen sich auf Gefäßreste des 13. bis 15. Jahrhunderts, Eisengegen stände wie Schlüssel, Beschläge, Nägel und einzelne Messer, Lanzenspitzen und Sauspieße sowie größere Mengen von Tierknochen. Mauerreste sind wohl an mehreren Stellen freigelegt, aber nicht zeichnerisch festgehalten worden. Während der Abbaggerung der Anlage seit 1914 machte man noch eine Anzahl von Beobachtungen über den Schichtenaufbau. Mehrere vereinfachte Skizzen liegen vor (vgl. Abb. 10). Danach fanden sich über dem Sand als anstehendem Boden stellenweise eine 30 cm starke torfige Schicht, dann eine etwa 10 cm starke bronzezeitliche Kulturschicht, die teilweise durch Steinlagen der etwas jüngeren Wallanlage gestört waren; darüber lag eine 0,30 bis 1,10 m starke früheisenzeitliche Aufschüttung. Die darauf folgenden Schichtenkomplexe gehören dem Mittelalter an und wurden von einer Humusschicht abgedeckt. Bemerkenswert ist vor allem die fest gestellte Überlagerung der ,,torfigen Schicht“ durch die bronze- und eisenzeitlichen Straten (vgl. hierzu Anm. 60/61). Insgesamt fällt das Ergebnis sehr mager aus, da über die Art der Bebauung und der Befestigungskonstruktion dieser mittelalterlichen Anlage keine Aussagen mehr möglich sind. Auch die historische Überlieferung hilft in diesem Falle nicht weiter. Zweifelsohne handelt es sich um eine Anlage, die im Zuge der deutschen Ostexpansion angelegt wurde und nach Ausweis der Funde zumindest vom 13. bis zum 15. Jahrhundert bestanden hat. 4) H. Döring, in: Sitzungsberichte und Abhandlungen der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft ISIS in Dresden, Jahrgang 1892, Dresden 1893, S. 33 f. 5) H. Döring, a. a. O. 6) H. Döring, a. a. O.