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DER RADISCH VON KLEINSAUBERNITZ Von Heinz-Joachim Vogt In der Fachliteratur wird bei der Behandlung ur- und frühgeschichtlicher Wehranlagen aus dem sächsischen Gebiet häufig der Radisch von Kleinsauber nitz zitiert 1 ). Es handelt sich um eine Anlage, die, im ersten Viertel des Jahr hunderts untersucht, das Schicksal vieler anderer Grabungen teilt, nicht publiziert worden zu sein. Als der Ausgräber, Hofrat Dr. Deichmüller, im Jahre 1944 verstarb, hinterließ er neben anderen Grabungsunterlagen auch die von Kleinsaubernitz. Es war ihm nicht vergönnt, die Aufarbeitung des Fundstoffes zum Abschluß zu bringen und den Befund in einer Publikation vorzulegen. Dadurch sind von vornherein eine Vielzahl persönlicher Beobach tungen unwiederbringlich verlorengegangen, und das Bild, das 40 Jahre nach Abschluß der Grabung gegeben werden kann, muß naturgemäß lückenhaft bleiben, wenn auch die Dokumentation der Grabung für damalige Zeit sehr exakt besorgt wurde. Im folgenden wird versucht, an Hand der noch vor handenen Unterlagen 2 ) den Grabungsbefund vorzulegen. Nordöstlich von Bautzen liegen im Bereich der Spree und des Löbauer Was sers größere Sumpfgebiete, die heute hauptsächlich durch die Teichwirtschaft genutzt werden und wohl überwiegend verlandete Seen darstellen. Eines dieser Niederungsgebiete zieht sich, östlich von Kleinsaubernitz und Wartha begin nend, zwischen beiden Ortschaften bis zum Löbauer Wasser hin. Inmitten dieser alluvialen Bildung lag zwischen den beiden genannten Ortschaften in ') In neueren Arbeiten, z. B. bei K. Tackenbcrg, Die Burgen der Lausitzer Kultur, in: Praehistorische Zeitschrift 34/35, 1949/50, Teil 2, S. 18 ff.; G. Bierbaum, Die Burgen und Höhensiedlungen der Lausitzer Kultur in Sachsen, in: Brühe Burgen und Städte, Berlin 1954, S. 22 ff.; W. Coblenz, Ur- und frühgeschichtliche Wall- und Wehranlagen Sachsens, in: Wissenschaftliche Annalen, Jahrgang 4, Berlin 1955, S. 405 ff. 3) Die überaus sorgfältig gearbeiteten Pläne im Maßstab 1:25 und 1:50 sind vollständig erhalten, desgleichen Grabungsaufzeichnungen und -aufzählungen von Grubeninventaren mit einzelnen Skizzen. Die Fotos sind allerdings durch die Zerstörung des Zwingers unbrauchbar geworden. Der weitaus größte Teil der Funde ist dem Terrorangriff auf Dresden zum Opfer gefallen. Erhalten sind lediglich Restbestände einzelner Gruben, Einzelfunde und eine größere Anzahl von nicht mehr zu lokalisierenden Scherbenkomplexen (Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden). Das vor und nach der Grabung geborgene Fundmaterial befindet sich zusammen mit alten Grabungsunterlagen im Stadtmuseum Bautzen. Die freundliche Genehmigung für die Verwertung dieser Unterlagen wird Herrn Dipl.-Phil. L. Oberhofer, wiss. Oberassistent am Stadtmuseum Bautzen, verdankt. 21