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Zu der durch die Funde gewonnenen zeitlichen Fixierung kommt noch die Aussage des Siedlungsniederschlages im Hinterland. Das zusammenhängende Siedlungsgebiet des Gaues Nisan liegt rechtselbisch etwas abseits 24 ), und ledig lich von Sörnewitz selbst sind drei Scherben später slawischer Machart bekannt geworden, die aus einer Siedlung bereits der deutschen Kolonisationszeit stammen dürften 25 ). Dagegen ist gerade aus der Bronzezeit wohl fast von jeder Ortsflur um Sörnewitz rechtselbisch reichliches Fundgut erhalten. Wir nennen hier nur Sörnewitz selbst, Neusörnewitz, Brockwitz, Kötitz, Coswig, Radebeul, Weinböhla, den gesamten Friedewald und die anschließenden Heidegebiete, Niederau, Oberau, Gohlis, Gröbern, Okrilla 26 ). Abstände über mehrere Kilometer von größerer Fundstelle zur nächsten Siedlung oder zum nächsten Gräberfeld sind schon nach den heutigen, doch noch etwas lücken haften Quellenkenntnissen nicht zu verzeichnen. Das unterstreicht mit aller Deutlichkeit die hervorragende Stellung unserer Burg als gesicherten Stütz punkt und gesellschaftliches Zentrum eines geschlossenen, nicht zu unter schätzenden Besiedlungsraumes der Lausitzer Kultur, der ebenso an die Elbe angelehnt ist wie etwa das Gebiet um die Rauhe Furt bei Diesbar-Seußlitz 27 ). Daß die Anlage der befestigten Siedlung in einer Zeit durchgehender Lausitzer Nutzung und Beherrschung des Landes erfolgte 28 ), spricht wie bei vielen etwa gleichzeitigen Burgen gegen die noch weit verbreitete Meinung, solche um wehrten Plätze seien Gründungen zum Schutze gegen äußere Feinde. Es wird sich auch hier immer mehr die Meinung durchsetzen müssen, daß der- 24) Siehe Anm. 2. 25) Fundstelle unbekannt, gefunden 1825: zwei breite Randprofile, eine Scherbe mit schräg gekerbtem Rand (Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden). K. Preusker, Blicke in die vaterländische Vor zeit, III. Bändchen, Leipzig 1844, S. 194. 26) Archiv des Landesmuseums für Vorgeschichte Dresden. Material meist im Landesmuseum. 27) W. Coblenz, Die Burgen an der Rauhen Furt und ihre Vermessung, in: Arbeits- und Forschungs berichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege 6, 1957, S. 367—416. 28) Aus der Zeit der Lausitzer Besiedlung stammen von der Ortsflur Sörnewitz allein schon mehrere Fundstätten: 1. bronzezeitliche Herdgruben am Ostausgang des Dorfes, südlich der Staatsstraße Dresden—Meißen, westlich des Zuganges der Dampfschiffhaltestelle, mit Resten von gerauhten Vorratsgefäßen mit Fingertupfenleiste. Gefunden vor 1920, Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden (ehemals Sammlung Ludwig, Dresden). 2. 12 Scherben der jüngsten Bronzezeit stammen direkt vom Westausgang des Ortes, also vom Fuße der Bosel (1937/38). Das Rillenbeil ohne genaue Fundstelle ist nach den bisherigen Forschungsergebnissen vorlausitzisch (H. Kaufmann, Steingeräte mit Schäftungsrille aus Sachsen, in: Arbeits-und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege 6, 1957, S. 211 ff., hier S. 247 f. und Abb. 40). Die zehn um 1900 auf einem Kartoffelfeld auf der Bosel gefundenen römischen Münzen (74 v. Z. bis 337 u. Z.) scheiden für Fragen der Besiedlung wohl überhaupt aus (G. Bierbaum, in: Mannus 16, 1924, S. 284—286; W. Haupt, in: Frenzel, Radig, Reche, Grundriß der Vorgeschichte Sachsens, Leipzig 1934, S. 277 ff.).