ZUR KRANIOLOGIE VON LEIPZIGER MÖNCHEN DES AUSGEHENDEN MITTELALTERS EIN BEITRAG ZUR FRAGE DER MITTELDEUTSCHEN BRACHYCEPHALISATION Von Lothar Schott Vorbemerkung Das bearbeitete Skelettmaterial von einem Leipziger Kirchhof des ausgehen den Mittelalters bietet willkommenen Anlaß, eine Lücke in der Kenntnis der mitteldeutschen Bevölkerungsgeschichte zu schließen. Klaffte bisher ein Spalt zwischen der Zeit der mitteldeutschen Reihengräber (frühes Mittelalter) und der der Beinhäuser im gleichen Gebiet (Neuzeit, 16. bis 18. Jahrhundert), so sind die Jahrhunderte vom 13. bis zum 16. einschließlich nunmehr durch eine tragfähige Menge vergleichbaren Materials aus dem Leipziger Kirchhof ver treten. Als anthropologisch völlig unbearbeiteter Zeitraum innerhalb der mitteldeutschen Bevölkerungsgeschichte mahnt nur noch das hohe Mittel- alter zur Aufarbeitung repräsentativen Materials. Da es sich bei den untersuchten Skeletten in der Hauptsache um leibliche Überreste von Mönchen handelt, lag es nahe, einen Vergleich mit anderen bisher anthropologisch bearbeiteten Mönchsreihen anzustellen. Auch diese Untersuchung, in der ein sozial homogenes Material aus verschiedenen Zeit stufen untereinander und mit bestimmten Ausgangs- und Endstufen einer körperlichen Entwicklung verglichen wird (Reihengräbertypus und Disentis- typus), soll dazu beitragen, die Kenntnis über Schädel- und Gesichtspropor tionen vergangener Bevölkerungen zu erweitern. Allgemeine Angaben über das bearbeitete Leipziger Material a) Herkunft und Zustand der Gebeine In den Jahren 1954 bis 1956 wurden bei Ausgrabungsarbeiten auf dem Gelände des ehemaligen Franziskanerklosters, der späteren Matthäikirche, in Leipzig Skelettfunde geborgen, die dem Institut für Anthropologie der Humboldt- Universität Berlin zur Bearbeitung zugeführt wurden (vgl. Langhammer usw.). Es handelte sich um Schädel und Schädelbruchstücke von etwa 100 Individuen; 28 geschlechtlich bestimmbare Schädel waren im Fund-