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Am 20. April 1956 wurde am gleichen Fundplatz, etwa 0,30 m bis 0,40 m tief, der Läufer einer großen Drehmühle gefunden. Er soll hochkant, mit der beschädigten Kante nach oben gestanden haben. Das Stück besitzt einen Durchmesser von 0,44 m, ist im Zentrum 7 cm und an der Peripherie 3 cm dick. Das Loch erweitert sich konisch von 8 cm auf 10 cm Durchmesser. Die obere Fläche ist eben, die untere konkav. Etwa in der Mitte zwischen den beiden, ungefähr 7 m auseinanderliegenden Fundstellen breitete sich 0,30 m tief eine 3 cm bis 10 cm dicke Kulturschicht von 0,60 m Länge und Breite aus. Funde kamen darin nicht zum Vorschein. Während Kulturschicht und Mahlstein auf Siedlung hinweisen, könnte das Gefäß auch aus einem Grab stammen, dessen Skelett im Sande restlos ver gangen ist. Am Rande des Steilhanges, unmittelbar östlich vom Schloß, wühlten spielende Schuljungen Ende September 1956 einige slawische Scherben hervor (Abb. 4). Soweit sich aus den Randprofilen Rückschlüsse auf die Gefäßformen ziehen lassen, überwiegt wohl der hochschultrige, weitmundige Topf mit kurzem, nach außen umgelegtem Rand. Die Scherben (Abb. 4g und 4i) könnten auch weitmundigen „sächsischen Schalen“ angehört haben. Als Verzierungsmuster ist hauptsächlich das Wellenband — unregelmäßig und unterbrochen mit Kamm oder einzeln mit Holz gezogen — erkennbar, zum Teil vergesellschaftet mit sorgfältiger angebrachten Gurtfurchen. Daneben treten sich überkreu zende und zickzackartig angeordnete Bänder auf. Nach allem wird diese Keramik in das 8. bis 9. Jahrhundert zu setzen sein. (Verbleib: Heimatmuseum Strehla.) Hinzu kommt ein weiterer Fund, der etwa 100 m südöstlich des Schlosses, auf dem allmählich abfallenden Hang (Parzelle 210), von Gärtner Paul Bött cher am 14. Februar 1958 beim Umgraben eines Frühbeetes entdeckt wurde. Der Finder war zunächst auf ein knapp 20 cm tief stehendes Gefäß und beim Freilegen desselben auf zwei nebeneinanderliegende Röhrenknochen ge stoßen. Ein behutsames Abtasten durch den sogleich hinzugezogenen Ver fasser förderte das distale Endstück des rechten Oberschenkelknochens, darauf das Stirnbein zutage. Es begann nun eine planmäßige Abtragung des Erd reiches über dem Skelett bis zu einem Planum 0,71 m unter der Oberfläche, aus dem nur die erwähnten Knochen herausragten. Ein etwas verbeultes, von Nordwest nach Südost gerichtetes Rechteck aus schwarzgrauer, lehmiger Erde von 1,32 m Länge und etwa 0,50 m bis 0,60 m Breite hob sich deutlich von dem anstehenden gelbbraunen Lehm ab (Abb. 5). Das Gefäß stand auf recht neben dem distalen Endstück des linken Wadenbeines. Weitere Bei gaben fanden sich nicht. Offensichtlich lag das Skelett nicht mehr in situ. Durch Wühlarbeit und Fraß, besonders von Nagetieren, waren die Knochen völlig durcheinandergebracht