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menunterschiede bewußt herausgearbeitet und funktionell in spezialisierter Verwendung gebraucht hätte, erscheint mehr als zweifelhaft. Der trianguläre Schaber aus Dresden hat in Mitteldeutschland Parallelen im „Faustkeilschaber“ von Kleinquenstedt, obwohl bei diesem Gerät die Analogie zum Faustkeil klarer ausgebildet ist, so daß die von A. Hemprich 33 ) gewählte Typenkennzeichnung auch im Rahmen der aufgeführten Schaber-Termino logie berechtigt ist. Aber auch bei dem Quenstedter Fund handelt es sich um ein isoliertes Stück, dessen geologische' Lagerung 34 ) nicht sicher genug be obachtet werden konnte, um über die pleistozäne Stratigraphie zur archäo logischen Altersbestimmung zu gelangen, die dann für die kulturelle Einord nung der Dresdner Funde herangezogen werden könnte. So ist wohl auf Grund der typologischen Analyse ihre Zuweisung zum Mousterien-Komplex, der ver schiedene Kulturausprägungen im Sinne französischer Klassifizierung (Mou- sterien typique, Mousterien a tradition acheuleenne, Charentien usw.) um faßt, weil die Schaber überall vorkommen, gerechtfertigt. Es sei aber darauf hingewiesen, daß der Schaber der Bienertmühle auch im Szeletien Platz finden könnte, zumal die Tendenz zur Flächenretusche nach der Schlagtech nik der Blattspitzen darauf hinzielen könnte. Gerade die geographische Lage des sächsischen Fundortes läßt die Vermutung aufkommen, daß engere Be ziehungen zur Tschechoslowakei 35 ) und Ungarn 36 ) bestanden, wo zahlreiche Fundstellen des Szeletiens bekannt geworden sind. Solange eine typische Blattspitze fehlt, ist die Zuweisung nicht zu sichern, allein es ist bekannt, daß gerade Schaber in allen geläufigen Formen des Mousteriens auch einen wesent lichen Bestandteil des Geräteinventars auf den Fundplätzen des Szeletiens darstellen. Wir müssen also abschließend feststellen, daß die wenigen Artefakte der Bienertmühle nicht ausreichen, eine genaue Einstufung in die Kulturen des mittleren oder beginnenden jüngeren Paläolithikums vorzunehmen. Der Spielraum der Einordnung liegt kulturell bei Kulturgruppen des Mousteriens oder des Szeletiens, pleistozänstratigraphisch zur Zeit des Frühwürm bis zur interstadialen Schwankung des Göttweiger Horizontes. Die Restausbeute an 33) A. Hemprich, Ein Faustkeilschaberfund aus dem Harzvorland, in: Jahresschrift der sächsisch thüringischen Länder 14, 1926, S. 7 fF. 34) F. Wiegers, Der Faustkeilschaber von Kl. Quenstedt b. Halberstadt, in: Prähistorische Zeitschrift 30/31, 1939/40, S. 330 f. 35) K. Valoch, Beitrag zur Frage der Biattspitzen im Palaeolithikum Mährens, in: Germania 33, 1955, S. 10 IT.; derselbe, Vyzkum paleolitickho nalezit v Rozdrojovicich u Brna, in: Casopis Morav- skeho inusea 40, 1955, S. 5 fT.; derselbe, Vyzkum na paleolitickm nalezit v Neslovicich okr. Rosice, in: Casopis Moravskdho inusea 43, 1958, S. 5 IT.; B. Klima, Übersicht über die jüngsten paläolithischen Forschungen in Mähren, in: Quartär 9, 1957, S. 85 fT.; K. Valoch, Lösse und paläolithische Kulturen in der Tschechoslovakei, in: Quartär 10/11, 1958/59, S. 140 ff.; F. Proek, Szeletien na Slovensku, in: Slovenskä archaeologia 1, 1953, S. 133 ff. 36) L.Vrtes, Problemkreis des Szeletien, in: Slovenskä archeologia 4, 1956, S. 328 ff.; derselbe, Beiträge zur Abstammung des ungarischen Szeletien, in: Folia archaeologica 10, 1958, S. 3 ff.