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daß das Beizen oft zeitlich nicht so anspruchsvoll ist wie das Entrosten. Aber dafür entfernt die noch so vollkommene Spülung nach dem Beizen nicht die Reste der adsorbierten Säuren bzw. ihrer Ionen, die nachträglich entweder auf der entblößten Oberfläche oder bei weiteren Operationen wirken können. Die Phosphorsäurereste sind nicht so schädlich, denn sie führen mit der Zeit zur Bildung von Phosphaten, die auf der Oberfläche des Metalls haften oder in das Metall hineinwachsen. Aus diesem Grund empfehlen wir zum Entrosten nur Bäder, die auf Phosphorsäure basieren. Wie angeführt, kombiniert man manchmal in der technischen Praxis die Phosphorsäure mit Schwefelsäure, was hauptsächlich den Zweck verfolgt, daß die Schwefelsäure als billigere Komponente die Betriebskosten des Beizens senkt und durch Bildung eines gutlöslichen Eisen(II)-sulfats zur wirksamen Entfernung von Rost und ent stehendem Phosphatschlamm beiträgt. Die Menge der Phosphorsäure, die in Konservierungswerkstätten der Museen verwendet wird, erreicht jedoch nie ein solches Ausmaß, daß der Preis zum entscheidenden Faktor vor Zweck mäßigkeit und Vorteilhaftigkeit wird. Auf altes Eisenmaterial kann man nicht dieselben Maßstäbe wie auf neues Material, das nach abweichenden technologischen Vorgängen erzeugt wird, anwenden, wenn auch davon abgesehen wird, daß alte eiserne Gegenstände durch Korrosionsvorgänge eine ganze Reihe von Eigenschaften erlangen, die es nachteilig von neuem Material unterscheiden. Besonders die Korrosions grübchen, -rillen und -risse der Metalloberfläche können bei Anwendung ungeeigneter Entrostungsmittel zu Quellen neuer Korrosionsangrifle werden. Man kann nämlich nicht voraussetzen, daß es gelingt, unter solchen Bedin gungen auch die letzten anhaftenden Reste der Entroster zu entfernen. Wäh rend bei Entrostern, die auf Phosphorsäure basieren, die Gefahr des Weiter rostens praktisch unterdrückt ist, bilden sich bei Entrostern, die H,SO, oder HCl enthalten, durch das Entstehen gut löslicher bis hygroskopischer Salze, die in den erwähnten Oberflächenrissen festhaften, neue Angriffszentren. Neutralisationsspülungen erweisen sich beim Entrosten von altertümlichen Eisen auch als unzulänglich, denn die entstandenen Salze der alkalischen Metalle sind schwer entfernbar und außerdem gute Elektrolyte von bedeu tender Leitfähigkeit. Dadurch unterstützen sie gleichermaßen die Ionenüber- führung sowie die Erhöhung des Korrosionsstromes. Auch Entrostungsbäder von schwacher Entrostungswirksamkeit, wie z. B. zu stark verdünnte oder schwache Säuren mit niedriger Entrostungsgeschwindigkeit, sind für das Konservieren alter, namentlich prähistorischer Eisen gänzlich ungeeignet. Die ungenügende Wirkung des Bades hat die unvollständige Entfernung der Korrosionsprodukte zur Folge, welche sich durch die Potentialheterogenität der Oberfläche bilden und gleichzeitig zum Trägermilieu für physikalisch und chemisch adhärierte Ionen aus dem Entrostungsbad werden. Von diesem 3 33