UNTERSUCHUNGEN AN LEICHENBRÄNDEN DER GRÄBERFELDER VON PROSITZ UND NIEDERKAINA Von Werner Fricke*) Einführung in das Sachgebiet und kritischer Rückblick auf die bisher erschienene Literatur Untersuchungen an Leichenbränden wurden schon früher durchgeführt, jedoch wurde nur die Klärung forensischer Fragen bei der Identifizierung verbrannter Leichen bei Unglücken oder Verbrechen angestrebt. Bei der Durchsicht der bis 1933 erschienenen gerichtsmedizinischen Lehrbücher finden sich nur Hinweise wie: „... die Knochen werden calciniert" (Hilde brand), . besonders widerstandsfähig gegenüber der Flammenwirkung sind die Zähne, was für die Identifizierung verbrannter Leichen bedeutungs voll ist“ (Strassmann) oder „Es bilden sich postmortale Frakturen; schließ lich calciniert der Knochen“ (Reuter) usw. Nirgends wird auf die sich ergebende Problematik näher eingegangen. In den Fachzeitungen wurden dagegen viele Arbeiten veröffentlicht, die sich mit Leichenbränden näher befassen (Hofmann, Zillner, Schjernino, Dergran ges, Amoedo, Böhmer, Strom, Guttorm u. a., zit. nach Gebhardt). Allerdings stehen auch weiterhin hauptsächlich die forensischen Fragen im Vordergrund. Von deutscher Seite aus wurde in dieser Hinsicht sehr wenig getan. 1903 berichteten Lepkowski und Wachholz über einmalig erhobene Befunde experimentell verbrannter Leichenköpfe. Gebhardt stellte 1923 systematische Untersuchungen über die Verbrennungserscheinungen an Zähnen und Zahner satz an. Diese isolierten Studien wurden 1935 von Hirano noch einmal auf gegriffen und bestätigt. Erst 1953 wurden von Günther und Schmidt an der Verbrennung von 39 Leichen die Beziehungen der Weichteile, der Knochen und des gesamten Zahngefüges miteinander, die das Bild des jeweiligen Ver brennungszustandes bestimmen, aufgeklärt. Als der Arzt Carl Krumbein auf den Tagungen des nordwestdeutschen Ver bandes für Altertumsforschung 1933 in Groningen und 1934 in Hannover zum ersten Mal mit systematischen Untersuchungen an urgeschichtlichen *) Aus dem Institut für Anthropologie der Humboldt-Universität Berlin (Direktor: Prof. Dr. Dr. Hans Grimm)