Volltext Seite (XML)
Bisher hatten wir die Bedingung r > o im Sinne, so daß p' > p war und die gekrümmte Fläche des Wassergebildes einen größeren Verdampfungsdruck als die Fläche der ebenen Gebilde aufwies. Bekanntermaßen hat der Wasser meniskus in engen bzw. kapillaren Röhren eine konkave Krümmung. Dies bedeutet, daß man hier mit r > o zu rechnen hat, d. h. mit dem negativen Wert des Krümmungsradius. Im Sinne unserer Beziehung folgt daraus, daß der Verdampfungsdruck an konkav gekrümmten Wassergebilden einen niedrigeren Wert zeigt als der normale, an der Wasserfläche erwogene Ver dampfungsdruck, denn der Ausdruck K/s hat negativen Wert, und daher ist p' > p. Dies ist für unsere Erwägung von der Kondensation der Wasser dämpfe sehr wichtig, und zwar deshalb, weil es in den Kapillarenräumen, z. B. in den Rissen der Metalloberfläche, die mit feuchter Luft in Berührung tritt, zur Kondensation der Wasserdämpfe kommt, bevor der Taupunkt in der Umgebung erreicht wird. Das bedeutet mit anderen Worten, daß die erwähn ten Kapillarräume eventuell bis zu Wasser verdichtete Wasserdämpfe ent halten, während die Umgebung praktisch noch trocken oder lediglich von einem zusammenhängenden oder unzusammenhängenden Adsorbtionsfilm bedeckt sein kann. Die Mikrokapillaren müssen nicht nur in der Metallunterlage sein, sondern entstehen eher im Belag des Bedeckungsmetalls oder beim Ablagern von Staub und Schmutzteilchen auf der Metalloberfläche. So ein mikrokapillares System stellt der poröse Rost dar, welcher bekanntlich auf die weitere Korrosions zerstörung beschleunigend wirken kann. Unsere Bemerkungen über die Wasserdampfkondensation müssen in dem Sinne ergänzt werden, daß sich in den entstandenen, genügend weiten Wasser gebilden Verunreinigungen absetzen oder lösen, die mehr oder minder leitende Lösungen darstellen. Dadurch ist die Möglichkeit des Entstehens verschiedener galvanischer Elemente bzw. Lokalelemente gegeben, deren Geltendmachung zur Korrosion der Metallunterlagen führt. Daraus ist ersichtlich, daß man auch die atmosphärische Korrosion im Grunde als Korrosion auffassen kann, die auf elektrochemischem Wege verwirklicht wird, wobei man natürlich auf alle physikalischen und mechanischen Bedingungen des Korrosionsmilieus Rück sicht nehmen muß. Die sogenannte kritische atmosphärische Feuchtigkeit zeichnet sich dadurch aus, daß sich die Korrosionsgeschwindigkeit der Metalle, die atmosphärischen Einflüssen ausgesetzt sind, bei dieser sprunghaft ändert. Es liegt auf der Hand, daß der jähe Wandel der Korrosionswiderstandsfähigkeit mit der Bildung von wäßrigen Filmen oder Belagen auf der Metalloberfläche zusammenhängt. Da mit dem Entstehen dieser Wassergebilde auch vor dem Erreichen der kriti schen Feuchtigkeit gerechnet werden muß, bedarf es der Erklärung, wie es zum Wechsel ihrer physikalisch-chemischen Natur kommt, mit der eine Ver-