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227. Randlippe ausladend, abgeschrägt, Bauchung weit, geknickt. Henkel vom Halsoberteil bis zum Bauchumbruch hinabreichend. Boden abgesetzt. Rötlich braun, feingeschlämmt; gedreht. Maße: Höhe 21,5 cm; Mündung 6 cm; größter Durchmesser 19,5 cm; Bodendurch messer 8 cm. Abb. 2 und 4 Diese in der römischen Keramik weit verbreitete Variante zeigt, so im Bauch knick und dem weit geschwungenen Henkel, stilistisch späte Züge, die eine Datierung ins 4. Jahrhundert rechtfertigen 13 ). Unter der Katalog-Nr. 447 wird im Museum Hohenleuben-Reichenfels noch ein kleines provinzialrömisches Gefäß aufbewahrt, das gleichfalls durch Martius in den Besitz der ehemaligen Vereinssammlung gelangte 14 ). 447. Becherförmige gebauchte Vase. Randlippe kurz, umgeschlagen, Hals gedrun gen, konisch. Bauchung hoch, ausladend. Unterteil etwas eingezogen. Standplatte flach, abgesetzt. Verzierung; 3 seicht eingeritzte, verschieden breite Kerbbandstreifen. Ton schmutzigweiß; mit matt glänzendem, grauschwarzem Überzug. Maße: Höhe 9cm; Mündung 6cm; größter Durchmesser 9,5cm; Bodendurch messer 4 cm. Abb. 1,2 und 5 Dieser in mehreren Variationen vorkommende Typus gehört besonders der 1. Hälfte des 3. Jahrhunderts an. So ist er im Kastell Niederbieber, das um 260 zerstört wurde, in zahlreichen Beispielen vertreten 15 ). Die eingehende Betrachtung der unter Rommersreuth geführten Stücke läßt erkennen, daß sie der mittleren bis späten Kaiserzeit, etwa dem Zeitraum von der 2. Hälfte des 2. Jahrhunderts bis ins 4. Jahrhundert hinein, angehören. Damit entfällt die bei Kropp angedeutete Zuweisung in die Zeit der Tiberius- Operationen des Jahres 5, die von Moguntiacum und Carnuntum aus nach Böhmen (Marbod) gerichtet waren. Mit nicht weniger Unbehagen lassen sich die Stücke in die Zeit der Markomannenkriege Marc Aurels von 167 bis 180 datieren. Als zufällig in die Erde gelangtes Einfuhrgut wäre das Material an sich ungewöhnlich genug, hinzu kommt, daß Tonlampen in einwandfrei ge sicherten Importverbänden im Freien Germanien nicht vorkommen. Die zeit liche Differenz der Funde untereinander, die mindestens 150 Jahre beträgt, schließt es aus, daß die Rommersreuther Altsachen innerhalb eines kurzen Zeitraumes in die Erde kamen. Für die Annahme einer römischen Besiedlung fehlen die archäologische und auch die historische Bestätigung. Auf die isolierte 13) H. Preidel, Die Germanischen Kulturen in Böhmen und ihre Träger, Bd. I, Kassel 1930, S. 162f. 14) Ph. Kropp, Unser Egerland 13, 1909, H. 3, S. 37, Abb. 2. lß ) E. Gose, Gefäßtypen der römischen Keramik im Rheinland, Beiheft 1 der Bonner Jahrbücher, 1950, S. 17, Taf. 13, Abb. 198; vgl. auch F. Oelmann, Die Keramik des Kastells Niederbieber, Materialien zur römisch-germanischen Keramik I., S. 39f. (Typ 32c), Taf. II.