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Wohnplatzes nur die gleiche wirtschaftliche Struktur unterschiedlicher Bevöl kerungsgruppen und damit mehr die Kontinuität der günstigen Niederlas sungslage als die fortwährende Seßhaftigkeit der Ansiedler zum Ausdruck kommt. Für eine sichere Beurteilung des angeschnittenen Problems erweist es sich von großem Nachteil, daß die wenigsten der herangezogenen Anlagen syste matisch und kaum eine — einschließlich derjenigen von Seegeritz — erschöp fend ausgegraben worden sind. Zwischen den Formen der Bronze- und der Latenezeit klafft daher meist eine Lücke. Sie kann unseres Erachtens eben sogut die tatsächlichen Verhältnisse widerspiegeln wie auch lediglich durch den augenblicklichen Forschungsstand bedingt sein. In Seegeritz ist es der zwischen der Periode V des Bronzealters und der ersten Latenestufe (Latene A) eingeschlossene Zeitraum, der sich mit dem zur Verfügung stehenden Fund- Stoff vorerst nicht überbrücken läßt. Solange diese Spanne von etwa 300 Jahren offensteht, muß natürlich auch die andauernde Benutzung des Bestattungs platzes und eine damit zusammenhängende etwaige Siedlungskontinuität unentschieden bleiben. Auch andere Merkmale sind dazu angetan, eine solche Verknüpfung unwahr- scheinlich zu machen. Im Grabbrauch heben sich feine Unterschiede ab: Die bronzezeitlichen Urnen sind in der Regel tiefer beigesetzt als die der Latene zeit (vgl. Abb. 6), die Begleitkeramik tritt in der jüngeren Belegungsphase zahlenmäßig weit hinter der der älteren zurück. Ähnlich verhält es sich auch mit dem Mengenverhältnis und der Zusammensetzung der sonstigen Mitgift, und Steinschutz der Anlagen gibt es nur in der Bronzeperiode. Eine endgültige räumliche Differenzierung der Anlagen läßt sich zwar noch nicht vollständig übersehen, doch überschneiden sich die bronzezeitlichen und die latnezeit- liehen Bestattungen in der südöstlichen Ecke des ergrabenen Geländestreifens so unregelmäßig (vgl. Abb. 1)83), daß die einen kaum auch nur als mittelbare Fortsetzung der anderen angesehen werden können. Dabei ist den latenezeit- lichen Gräbern in sich eine räumliche Anordnung, die zugleich der zeitlichen Reihenfolge ihrer Anlage entspricht, ebensowenig zu ersehen wie den Bestat tungen aus der Bronzezeit 84 ). Vielmehr gewinnt man den Eindruck, als ob Dorfreste. Sachsens Vorzeit 5, 1942, S. 73f. und ders., Eine jungbronzezeitliche Siedlung in Rötha- Geschwitz bei Leipzig. Festschrift des Römisch-Germanischen Zentralmuseums in Mainz zur Feier seines hundertjährigen Bestehens 1952 III, Mainz 1953, S. 57—71. 83) Vgl. den Grabungsplan, Abb. 1: Innerhalb der latenezeitlichen Gräbergruppe befinden sich die bronzezeitlichen Anlagen 6 (Per. V) und 11 (Per. IV), außerhalb sind ihr die Gräber 3 (Per. IV) und 8 (Per. V; besonders beachtenswert dürften auch die der Nadel anhaftenden Eisenreste [a. a. O., S.91 und Abb. 26,1; vgl. auch S.121 f. | sein), nächst benachbart, während die,,sicher jüngsten (bronze zeitlichen) Bestattungen 14 und 15“ (a. a. 0., S. 109; vgl. auch S. 110f., 113 und 122f.), deren Tonware den Übergang zur Hallstattkultur bereits klar veranschaulicht, in beträchtlichem Abstand in der Mitte der untersuchten Fläche liegen. 84) Vgl. hierzu W. Coblenz, a. a. O., S. 109f.