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erste Seite hier bei weitem das Übergewicht. Doch auch die zweite ist mit dem Drehscheibengefäß (Abb. 2) sowie mit der Fibel (Abb. 4,2 und 5 oben) eindeutig vertreten, und selbst der Armring (Abb. 8,3 und 9) gehört ihr bei dem als „vor keltisch“ umschriebenen ethnischen Gepräge der Thüringischen Eisenzeit- Kultur 76 ) im weiteren Sinne an. Dabei dürfte der Ring eingehandelt worden sein, während die Gewandhafte der fremden Vorlage mit eigener Hand nach gebildet sein wird 77 ). Für das auf der Töpferscheibe gedrehte Gefäß bleibt als dritte Möglichkeit noch die Anfertigung durch einen Meister des südlän dischen Volkes an Ort und Stelle zu erwägen 78 ). Abschließend erhebt sich noch die Frage, welches Verhältnis zwischen den latenezeitlichen Benutzern des Seegeritzer Friedhofes und ihren Vorgängern aus der Bronzezeit bestanden hat. Sie ist deshalb von besonderem Interesse, weil aus ihrer Beantwortung hervorgehen müßte, ob der Platz fortwährend belegt worden ist und inwiefern demzufolge alteingesessene Bevölkerungs anteile zu veranschlagen sind. Auf Grund der gesamten Fundlage wird zwar im westelbischen Sachsen weithin mit einem Rückgang der Besiedlung durch früheisenzeitliche Nachkommen der Lausitzischen Urnenfelderkultur gerech net 79 ). Es gibt indessen mehrere Fälle, in denen bronzezeitliche Grabanlagen und solche der jüngeren vorchristlichen Eisenzeit bei im großen und ganzen einheitlich gehandhabtem Bestattungsritual in das gleiche Gelände eingetieft worden sind 80 ). Das Seegeritzer Beispiel steht also im weiteren Umkreis nicht vereinzelt 81 ). Dieselbe Abfolge läßt sich auch im Siedlungswesen nachwei sen 82 ). Hierbei fragt es sich allerdings, ob in der übereinstimmenden Wahl des 76) M. Claus, a. a. 0., S. 110 ff.; ders., Die Thüringische Kultur der älteren Eisenzeit. Der Spaten“ forscher 6, 1941, S. 12. Zur Problematik vgl. auch W. A. v. Brunn, Probleme thüringischer Burg* wälle. Germania 27, 1943, S. 113f. 77) Vgl. hierzu R. Moschkau, a. a. 0., S. 192. 78) Vgl. W. Schulz, Keltische Bevölkerung und keltisches Gewerbe in Mitteldeutschland. Tagungs berichte des Anthropologenkongresses Köln, 1927, S. 10511. 70) K. Tackenberg, a. a. 0., S. 88f. 80) U. a. Cröbern, Kreis Leipzig (K. Braune, a. a. 0., S. 110); Großsteinberg, Kreis Grimma (Fund berichte und Meldungen. Die Fundpflege 1, 1933, S. 13,23; G. Henning); Markkleeberg-Ost, Kreis Leipzig (K. Tackenberg, Markkleebergs Vorzeitfunde. Sachsens Vorzeit 1, 1937/38, S. 31f. und 37f.); Taucha-Dewitz, Kreis Leipzig (Fundmeldungen und Nachrichten. Die Fundpflege 3, 1935, S. 47f., E. Wuschek; K. Braune, a. a. 0., S. 113); Zehmen, Kreis Leipzig (K. Braune, a. a. 0., S. 111; Fundmeldungen und Nachrichten. Die Fundpflege 5, 1937, S. 252). Vgl. auch Leipzig- Anger (K. Braune, a. a. 0., S. 108). 81) Vgl. hierzu R. Moschkau, Nachlese latenezeitlicher Funde aus Brandgräbern im Süden Leipzigs. Arbeits- und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege 6, 1957, S. 419, der die latenezeitliche Kultur Nordwestsachsens als eine ,,germanisch beeinflußte Mischgruppe“ auf faßt, die im wesentlichen aus der Verschmelzung von einheimischen Trägern der Billendorfer Stufe mit neuartigen Elementen des Jastorf-Kreises hervorgegangen ist. 82) Das bekannteste Beispiel im Landkreis Leipzig bietet wohl die Flur Rölha-Geschwitz, wo das Schwergewicht der jüngeren Besiedlungsphase allerdings in die römische Kaiserzeit fällt. Vgl. W. Jorns, Vor- und frühgeschichtliche Siedlungen in Rötha-Geschwitz. Teil 1 : Die germanischen