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genügen, daß die Mehrzahl der zum Vergleich herangezogenen Gefäße 70 ) Fibeln vom Frühlateneschema enthalten hat. Nach dem Gesagten kann die restliche Keramik demnach nicht nur der frühen, sondern auch der mittleren Latenezeit zugewiesen werden 71 ). Theoretisch umspannen die wenigen Gräber damit die gesamte Dauer des jüngeren vorchristlichen Eisenalters. Es ist dies jenes knappe Halbjahrtausend, an dessen Anfang im nördlichen Westsachsen swebische Bevölkcrungsteile Fuß fassen, die stammesmäßig noch nicht näher zu umreißen sind, und an dessen Ende hier die Hermunduren mit wiederum andersartigen Bestattungs sitten wie materiellem Nachlaß in den Bodenfunden entgegentreten 72 ). Wäh rend des umrissenen Zeitraumes haben Angehörige jenes erstgenannten elb- germanischen Verbandes, über deren zugehörige Wohnsitze noch keine sicheren Anhaltspunkte vorliegen 73 ), die Asche ihrer Toten auf der Anhöhe über der Parthe-Niederung in hergebrachter Weise der Erde anvertraut. Nach Lage der Dinge wird man unterstellen müssen, daß bei der Ausgrabung von 1956 nur der weitaus kleinere Teil des latenezeitlichen Urnenfriedhofes erfaßt worden ist, wie ja auch das bronzezeitliche Gräberfeld vom gleichen Platz,. das bislang nahezu die dreifache Zahl an Bestattungen erbracht hat, noch nicht erschöpft sein dürfte 74 ). Die archäologische Verbreitungskarte der latenezeitlichen Kultur Nordwest sachsens wird durch den Friedhof von Seegeritz um eine weitere Fundstelle bereichert 75 ). Der zeitgenössische dingliche Nachlaß dieses Gebietes wie des weiteren mitteldeutschen Raumes läßt das bekannte Zwiegesicht erkennen, dessen eine Seite an den germanischen Jastorfkreis der norddeutschen Tief ebene anknüpft, wogegen die andere auf die aus entgegengesetzter Richtung einströmende Latenekultur zurückgeht, deren Triebkräfte — spätestens seit der Stufe Latene B — vom Keltentum ausgehen. Indem sich ihr in Seegeritz außer dem allgemeinen Befund auch die Tonware bis auf die Urne aus Grab 2 (Abb. 2) sowie der Gürtelhaken (Abb. 4,3 und 5 unten) zuneigt, besitzt die 70 ) Vgl. jeweils die gesamten Grabverbände, denen die oben ansgewählten Beispiele angehören. 7l ) K. Tackenberg, a. a. 0., S. 96. 72) Zusammenfassend K. Tackenberg, a. a. 0., S. 88f. 73) Vermutlich latnezeitliche Siedlungsfunde, die nach einer amtlichen Meldung des Bodendenkmal- pflegers R. Dunkel, Taucha-Dewitz, vom 9. September 1957, bei Ausschachtungsarbeiten unterhalb des Kirchberges in Seegeritz beobachtet und geborgen worden sind, bieten in dieser Hinsicht kaum eine ausreichende Handhabe. 74) Vgl. W. Coblenz, Bronzezeitliche Gräber von Seegeritz bei Taucha. Forschungen zur Vor- und Frühgeschichte 3, 1958, Anm. 1 auf S. 71. 75) An der obersten Ausbiegung der Parthe gelegen, wäre Seegeritz auf der von K. Braune, Germanen im Leipziger Land, Sachsens Vorzeit 1, 1937/38, S. 122, vorgelegten Karte der , „germanischen Bodenfunde in der Amtshauptmannschaft Leipzig“ der nördlichste lalenezeitliche Fundplatz und zugleich der dritte im nordöstlichen Ausschnitt. 261