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doch wohl eine gleichzeitige und gleichartige Fertigungstechnik angenommen werden sollte, selbst bei paarigen Gefäßen oder gar bei Gefäßsätzen bisher nie Gefäße auftreten, deren Unterteile auf die Herstellungsmöglichkeit in der gleichen Formschüssel auch nur annähernd hin weisen könnten. Das gilt zum Beispiel in derselben Weise für die Gefäßgruppen des Fundes von Wittenberg 3 ), wie auch für die Buckelkannen und vor allem die Schüsselsätze des Hortes von Dresden-Laubegast 4 ) (Abb. 1). Es wird wohl niemand annehmen wollen, daß für annähernd gleiche Formen verschiedene gebrannte Formschüsseln Verwendung fanden. Außerdem werden die Verluste durch Trockenschwund bei gleichem Hersteller, gleicher Ton zusammensetzung und wahrscheinlich auch Brand im gleichen Töpferofen kaum wesentliche Unterschiede erreicht haben. Auch bei den Grabinventaren muß man mit gleichzeitiger und gleichmäßiger Formung fast aller tönernen Beigaben rechnen. Um so verwunderlicher ist dann hier gleichfalls die Erscheinung, daß paarige Gefäße — besonders in Doppelgräbern — dann nicht wenigstens im Unterteil gleich ausgefallen sind 5 ). Recht augenscheinlich aber sind die Gründe gegen das Formschüsselverfahren in der gesonderten Bodenherstellung zu erkennen. Boden- und Gefäßunterteile sind erst durch äußeren und inneren Verstrich und den Überfang ineinander gefügt 6 ). Zu denken geben weiterhin Fingerabdrücke und Verstrichstellen, die über mehrere Zonen der äußeren Wülstung des Gefäßaufbaues reichen, die also auf eine gemeinsame Behandlung zumindest eines ganzen Topfteiles schließen lassen, was beim Aufbau in der Erd- oder gebrannten Formschüssel an der Rohlingsaußenseite möglich ist 7 ). Am allerdeutlichsten scheinen uns die Gründe gegen das Formschüssel verfahren bei den Doppelkegeln zu liegen. Diese Gefäße sind auf Grund ihrer relativ flachen Gestaltung des Unterteiles wohl am gefährdetsten in der Roh herstellung, wenn man nicht — wie wir das tun möchten und an anderer Stelle bereits dargelegt haben — eine gesonderte Herstellung von Boden, Unterteil und Oberteil annehmen will, wobei dabei beim Zusammenfügen das Gefäß wohl auf dem Rand gestanden haben dürfte. Dazu kommen noch chrono logische Gründe. Faßhauer meint, daß die Gefäßrauhung ein Hinweis auf Formung in der Erdschüssel sei, somit ein Ergebnis der Bindung von Sand 3 ) W. A. von Brunn, Der Gefäßfund von Wittenberg, in: Jahresschrift für Mitteldeutsche Vorgeschichte, Bd. 37, Halle 1953, S. 256-273. 4) W. Coblenz, Grabfunde zur Mittelbronzezeit Sachsens, Dresden 1952, Taf. 39. 5) Vgl. vor allem das große Doppelgrab von Lieske, Kreis Kamenz; W. Coblenz, a. a. ()., Taf. 18—24. Für die Kugelamphoren (s. Faßhauer, a. a. 0., Jg. 5, S. 329—344, bes. Taf. II und III) gilt das ebenso: s. Cossebaude (W. Coblenz) Inventaria Archaeologica. Deutschland, Heft 6 (Blatt I) 51, 52). 6) G. Löwe und W. Coblenz, a. a. 0., Abb. 6—19. 7 ) P. Faßhauer, a. a. 0., etwa Taf. III.