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GEFÄSSHERSTELLUNG DER LAUSITZER KULTUR UND DIE FRAGE DER FORMSCHÜSSEL Von Werner Coblenz In tiefgründigen Studien legte P. Faßhauer Ergebnisse seiner Versuche und Erwägungen zum Herstellungsverfahren urgeschichtlicher Keramik vor 1 ). Er ging dabei davon aus, daß auch die wertvollsten Beobachtungsergebnisse an keramischen Resten zur Ausdeutung und gedanklichen Rekonstruktion allein nicht genügen können. Vielmehr bedürfe es auch der praktischen Ver suche, das heißt der Nachprüfung angenommener Herstellungstechniken durch erprobte Praktiker. Daß man dabei der technischen Möglichkeiten der moder nen Zeiten entraten muß, ist wohl selbstverständlich. Auch die Heranziehung ethnographischer Beobachtungen ist nicht immer und unbegrenzt möglich. Grundlage aller Rekonstruktionsversuche muß unseres Erachtens die inten sive Beobachtung großer Keramikmengen — ganzer Gefäße, besonders aber auch vieler Gefäßreste — bilden 2 ). Daraus ergeben sich dann unter Ausschal tung jüngerer Herstellungsverfahren eine schon recht begrenzte Zahl von Fertigungsmöglichkeiten, auf die sich nun die praktischen Versuche beschrän ken müssen. Selbstverständlich müssen wir uns dessen bewußt sein, daß trotz Kenntnis und Verwendung urgeschichtlicher Töpferofentypen kaum alle altertümlichen ,,Töpferkniffe“ und deren lokale Varianten bekannt und er kannt sein dürften. Die theoretische und praktische Möglichkeit der Anwendung von Formgrube (Erdschüsselform), Häufelverfahren und freier Wülstung — kombiniert oder auch einzeln — muß zunächst einmal als vollkommen real gelten, wie auch die Benutzung transportabler Formschüsseln. Trotzdem gibt es für den Gebrauch einer Formschüssel zum Beispiel in der Lausitzer Kultur im Gegensatz zur Meinung von P. Faßhauer keinerlei Hinweise am Fundmaterial selbst. Es muß sehr nachdenklich stimmen, wenn im Bestand eines Töpferdepots, bei dem ') P. Faßhauer, Beiträge zum Herstellungsverfahren urgeschichtlicher Keramik, in: Wissenschaftliche Zeitschrift der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Gesellsch.-Sprachwissenschaftliche Reihe, Jg. 4, 1955, Heft 5, S. 649-669, bes. Taf. I, IV und II, 1; ders. a. a. 0., Jg. 5, Heft 3, S. 329 bis 344. 2) G. Löwe und W. Coblenz, Beobachtungen an einigen bronzezeitlichen Gefäßen Sachsens, in: Arbeite- und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege, Bd. 5, 1956, S. 153—175. 15* 227