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Am häufigsten scheint bei den Primitiven die Kerbung von Rundhölzern in Verbindung mit Bohrgrübchen üblich zu sein, wogegen brettartige Hölzer oder Scheite seltener zur Verwendung kommen. Ein Beispiel hierfür von den Eskimos bewahrt das Berliner Museum für Völkerkunde auf (Inv.-Nr. IV A 3159)4). Dem Zauschwitzer Stück ähnlich, enthält es vier Bohrgrübchen, die aber durch eine Mittelrinne in Verbindung stehen. Doch bildete W. Hough 1890 ein Feuerbohrholz der Ainos ab, das weder eine Rinne noch seitliche Kerben für die Bohrgrübchen enthält und doch beglaubigterweise mit prak tischem Erfolg verwendet worden ist. Hough teilt die bei Verwendung solcher Hölzer zu überwindenden besonderen Schwierigkeiten mit: „Die Hölzer sind fürsorglich 1 Jahr lang vor ihrer Benutzung getrocknet worden. Zum Quirlen selbst lösen sich dann drei Männer 11/2 bis 21/2 Stunden ab, bis das rings um den Rand des Quirlloches sich ansammelnde Holzmehl zum Glimmen kommt“ 4 5 ). Weitere Belege für Bohrhölzer ohne Rinne und Kerben weist Hough für Talamanca (Costa Rica), für die Torresstraße in Queensland, für Alaska und die erwähnten Ainos auf Yezo nach 6 ). Europa sehr viel näher und von erheblichem Alter, kommen Bohrhölzer dieser Art im alten Ägypten vor und hier auch in der Brettchenform des Zauschwitzer Stückes. Für Europa selbst wäre der bisher einzige Fund eines Feuerbohrholzes zum prü fenden Vergleich heranzuziehen. Es ist der alte Fund aus dem steinzeitlichen Pfahlbau von Moosseedorf nördlich Bern in der Schweiz 7 8 ), der längst eine monographische Veröffentlichung verdient hätte, zumal der Mangel an einer Abbildung nie ermöglicht hat, sich ein klares Bild von seiner Beschaffenheit zu machen. Die Erwähnung von platten Unterlagen mit eingebrannten Löchern nach Kellers Bericht 3 ) reicht zu einem Vergleich mit dem Fund von Zausch witz bei weitem nicht aus. So durfte A. Götze in Hinsicht auf die einmaligen und mangelhaft publizierten Reste von Moosseedorf Zweifel äußern, ob denn die Feuerbohrung im vorgeschichtlichen Europa überhaupt geübt worden sei. „Da sonst ähnliches nicht beobachtet ist, muß die Frage, ob in Europa der Feuerbohrer bekannt war, in der Schwebe bleiben; ich halte es für un wahrscheinlich, denn wenn ein solches Verfahren überhaupt angewandt wird, pflegt es allgemein benutzt zu werden, und dann müßten Spuren häufiger vorkommen“ 9 ). Diese Schlußfolgerung Götzes ist nicht zwingend, auch nicht in Hinsicht auf die relative Häufigkeit von Holzfunden in Seen und Mooren. Es ist eine bekannte Tatsache, daß bei Primitiven wie noch im deutschen 4) Abbildung neben gekerbten Rundhölzern in Zeitschrift für Ethnologie 35, 1903, S. 76, Fig. 1. 5 ) Zeitschrift für Ethnologie 35, 1903, S. 78. 6) W. Hough, a. a. 0. (1890), S. 398. 7 ) Keller, Pfahlbauten, 3. Bericht, 1860, S. 98. 8) Zeitschrift für Ethnologie 28, 1896, Verhandlungen (384, Olshausen). •) M. Ebert, Reallexikon der Vorgeschichte 3, 1925, S. 278f. (Alfred Götze).